Bevor wir uns die verschiedenen Akteure am Forex-Markt genauer ansehen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Marktstruktur. Dies hilft, besser zu verstehen, wie die einzelnen Teilnehmer in den Devisenhandel eingebunden sind.
Im Gegensatz zu zentralisierten Märkten wie der New York Stock Exchange (NYSE), die oft monopolistisch geprägt sind, da eine einzige Institution die Preisbildung kontrolliert, ist der Forex-Markt dezentral organisiert.
In einem zentralisierten Markt werden alle Orders über eine zentrale Börse geleitet, und die Anleger sehen die von dieser Börse festgelegten Preise.
Der Forex-Markt hingegen ist dezentral, was bedeutet, dass Währungsnotierungen zwischen verschiedenen Brokern und Institutionen variieren können. Dies kann auf den ersten Blick chaotisch wirken, doch die Marktstruktur lässt sich als eine Hierarchie verstehen, die den Handelsfluss im Devisenmarkt klarer macht.
Hierarchie der Marktteilnehmer
Bankenmarkt (Interbankenmarkt) – Die oberste Stufe
An der Spitze der Forex-Marktstruktur steht der Interbankenmarkt, der aus den größten Banken der Welt besteht. Diese Banken handeln entweder direkt miteinander (bilateral) oder über elektronische Brokerplattformen wie EBS Market und Reuters Matching.
Der Wettbewerb zwischen EBS und Reuters ist vergleichbar mit dem zwischen Coca-Cola und Pepsi – beide bieten ähnliche Dienstleistungen an, haben jedoch jeweils stärkere Marktanteile bei bestimmten Währungspaaren:
EBS: Höhere Liquidität bei EUR/USD, USD/JPY, EUR/JPY, EUR/CHF und USD/CHF
Reuters: Bevorzugt für GBP/USD, EUR/GBP, USD/CAD, AUD/USD und NZD/USD
Obwohl alle Banken auf dem Interbankenmarkt Zugang zu den angezeigten Kursen haben, bedeutet dies nicht, dass sie zu diesen Kursen handeln können. Der endgültige Handelspreis hängt stark von der bestehenden Kreditbeziehung zwischen den Banken ab – ähnlich wie bei einem Kreditantrag in einer Bank: Je besser die Bonität, desto günstigere Konditionen erhält man.
Zweite Stufe: Hedgefonds, Unternehmen und institutionelle Trader
Unternehmen, Hedgefonds, Market Maker und Retail-ECNs (Electronic Communication Networks) stehen eine Stufe unter den Großbanken. Da sie nicht direkt mit den Interbankenmarkt-Teilnehmern verbunden sind, müssen sie über Geschäftsbanken handeln.
Das bedeutet, dass sie leicht höhere Spreads zahlen, da sie keinen direkten Zugang zu den wettbewerbsfähigsten Interbankenkursen haben.
Unterste Stufe: Retail-Trader (Privatanleger)
Ganz unten in der Marktstruktur stehen die privaten Forex-Trader, die als Retail-Trader bezeichnet werden.
Früher war es für Privatanleger nahezu unmöglich, am Forex-Markt teilzunehmen, da der Handel hohe Kapitalanforderungen mit sich brachte. Heute ermöglichen das Internet, elektronische Handelsplattformen und Retail-Broker den Zugang zum Devisenmarkt mit geringeren Einstiegshürden.
Wer sind die Hauptakteure am Forex-Markt? Wer beeinflusst den Devisenhandel? Schauen wir uns die wichtigsten Teilnehmer genauer an.
Zentralbanken
Zentralbanken handeln im Namen ihrer jeweiligen Regierungen und sind entscheidende Akteure im Forex-Markt. Sie haben die Aufgabe, den Wechselkurs ihrer Landeswährung zu steuern. Jede Intervention einer Zentralbank am Devisenmarkt erfolgt mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Wirtschaft zu stabilisieren oder zu verbessern.
Beispiele: Federal Reserve (Fed), Europäische Zentralbank (EZB), Bank of Japan (BoJ).
Kommerzielle und Investmentbanken
Große Banken bilden gemeinsam den Interbankenmarkt, der einen erheblichen Teil des gesamten Forex-Handelsvolumens ausmacht. Sie handeln sowohl im Auftrag ihrer Kunden als auch spekulativ auf ihren eigenen Handelsplattformen.
Beispiele: UBS, JPMorgan Chase, Deutsche Bank.
Multinationale Unternehmen
Internationale Unternehmen, die in Import- und Exportgeschäften tätig sind, nutzen den Forex-Markt zur Abwicklung ihrer grenzüberschreitenden Zahlungen.
Beispiel: Apple muss beim Kauf von elektronischen Bauteilen aus Japan US-Dollar in Japanische Yen (JPY) umtauschen, um die Lieferanten zu bezahlen.
Hedgefonds & institutionelle Investoren
Portfoliomanager und Hedgefonds handeln mit Währungen im Auftrag großer institutioneller Kunden wie Pensionsfonds, Stiftungen und Investmentfonds.
Während einige Fonds rein zur Absicherung von Währungsrisiken handeln, nutzen andere Hedgefonds den Forex-Markt gezielt zur spekulativen Gewinnmaximierung.
Einzelhändler & Retail-Trader
Privatanleger, auch als Retail-Trader bezeichnet, spekulieren im Forex-Markt, indem sie Währungen kaufen und halten – in der Hoffnung, sie später zu einem höheren Wechselkurs zu verkaufen.
Da die Marktentwicklung jedoch unvorhersehbar ist, birgt dieser Ansatz ein gewisses Risiko.
Retail-Trader treffen ihre Handelsentscheidungen auf Grundlage von:
- Fundamentalanalyse (z. B. Zinsparität, Inflationsraten, geldpolitische Erwartungen)
- Technischer Analyse (z. B. Unterstützung, Widerstand, Indikatoren, Kursmuster)