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ANALYSE-Kaum Gewinner in Chinas ruinöser Autorevolution

ReutersApr 22, 2025 12:06 PM
  • Mehr als Hundert Autobauer in hartem Konkurrenzkampf
  • Nur wenige Hersteller sind profitabel
  • Eigene Software-Kompetenz überlebenswichtig

- von Victoria Waldersee und Brian Thevenot

- Große Ambitionen, viel Selbstvertrauen, aber bisher kein Gewinn - das gilt für die meisten der weit mehr als 100 Autobauer in China. Das stark wachsende Geschäft mit Elektroautos auf dem weltweit größten Markt beherrschen - zum Nachteil der lange Zeit dominierenden deutschen Hersteller - heute chinesische Marken: zum Beispiel der VolkswagenVOWG.DE-Partner Xpeng9868.HK. Am Kreuzfahrtterminal des Hafens in Hongkong präsentierte der chinesische Autobauer im Vorfeld der am Mittwoch beginnenden Automesse in Shanghai seine neuesten Modelle.

Xpengs Minivan X9 etwa bietet automatisierte Fahrfunktionen, einen Bildschirm zur Unterhaltung der Passagiere auf der Rückbank und sogar einen eingebauten Kühlschrank. Mit umgerechnet fast 43.000 Euro gehört das Auto zu den hochpreisigen Modellen. Ansonsten hat der jahrelange ruinöse Konkurrenzkampf die Preise von E-Autos in China weit unter das Niveau gedrückt, welches für Neuwagen in Europa oder den USA üblich ist. So ist der Seagull, das elektrische Einstiegsmodell des chinesischen Marktführers BYD002594.SZ, für weniger als 9000 Euro zu haben. Das günstigste E-Auto in Europa, der Dacia Spring, kostet ungefähr doppelt so viel.

Nur eine Handvoll der chinesischen Anbieter verdient Geld, allen voran BYD, Chinas größter Hersteller von Elektro- und Hybridfahrzeugen und weltweit die Nummer zwei für reine E-Autos nach TeslaTSLA.O. Nach Daten der Branchenforschungsfirma Jato Dynamics tummeln sich fast 170 in- und ausländische Automarken in China, aber nur 14 davon haben einen Marktanteil von mehr als zwei Prozent. Zum Vergleich: In Europa gibt es gut 30 etablierte Marken und etwa 100 Anbieter, inklusive aller Kleinsthersteller. Im vergangenen Jahr hatten die Käufer in China die Wahl zwischen 327 reinen Elektroautos von 86 Marken.

Xpeng-Präsident Brian Gu benennt die Herausforderung klipp und klar: "In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir gesehen, dass nur wenige Unternehmen gute Ergebnisse erzielt haben", sagte er in Hongkong. "Ich mache mir große Sorgen um die chinesischen Autohersteller. Ich denke, am Ende werden nur zehn überleben." Nach Einschätzung von Bo Yu, China-Expertin von Jato Dynamics, hat Xpeng gute Karten, im Zeitalter von Elektrifizierung und "Smartifizierung", also der Ausstattung der Autos mit immer mehr digitaler Raffinesse, zu bestehen. "Sie sind nicht profitabel, weil sie in viele neue Dinge investiert haben, aber ihre Profitabilität verbessert sich."

TECHNIKFÜHRUNG SICHERT ÜBERLEBEN

Auch Xpeng-Chef He Xiaopeng und Präsident Gu zeigten sich überzeugt, dass ihr Unternehmen zu den wenigen Überlebenden gehören wird. Eigene Kapazitäten zur Entwicklung Künstlicher Intelligenz seien dafür ein wichtiger Faktor. Volkswagen erwarb 2023 einen 5-prozentigen Anteil an Xpeng, um am Know-how der Chinesen in der Softwareentwicklung teilzuhaben. Automobilhersteller müssten zu Technologieunternehmen werden, anstatt sich auf Zulieferer zu verlassen, sagte Gu. "Man muss über Kompetenzen in den Bereichen KI, Software, Technologie und Fertigung verfügen", sagte Gu. Dann hätte man die besseren Überlebenschancen.

Die Xpeng-Manager verfolgen außerdem einen Plan, der die deutsche Autoindustrie erfolgreich machte: die globale Expansion. Gründer He betonte, angesichts der harten Konkurrenz in China sei es wichtig, im Ausland Geld zu verdienen. Xpeng erschloss im vergangenen Jahr 30 neue Märkte und hat sich für 2025 weitere 30 Länder vorgenommen. Die Hälfte des Absatzes will He künftig außerhalb Chinas erzielen mit Europa, Südostasien, dem Nahen Osten und Lateinamerika. Allerdings erhebt die Europäische Union Strafzoll auf E-Autos aus China, um den unfairen Wettbewerbsvorteil staatlicher Subventionen durch die Regierung in Peking auszugleichen. Der US-Markt ist den Chinesen in dem von US-Präsident Donald Trump verschärften Handelskrieg verschlossen.

GRÖSSENVORTEIL VERSCHAFFT GEWINN

Xpeng peilt für dieses Jahr schwarze Zahlen an. BYD hat das längst geschafft - dank stark steigender Verkaufszahlen. Im vergangenen Jahr schlug der Autobauer aus Shenzhen mit einer breiten Modellpalette weltweit 4,2 Millionen Fahrzeuge los - sieben Mal so viel wie 2020. Während VW, MercedesMBGn.DE oder BMWBMWG.DE nur rund 30 Prozent eines Autos selbst herstellen und alles andere von Zulieferern beziehen, produziert BYD den Großteil seiner Teile selbst. Das zahlt sich aus: Der Gewinn stieg 2024 um gut ein Drittel auf ein Rekordhoch von umgerechnet 5,14 Milliarden Euro bei 29 Prozent Umsatzplus. Mit 6,7 Prozent operativer Marge verdiente BYD besser als VW.

Der Preiskampf sei nicht gut für die Rentabilität der Branche, sagt Analystin Yu. "Aber er ist auch nicht schlecht, denn er fördert Innovationen."

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