Berlin, 10. Apr (Reuters) - Die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute rechnen nicht mit einer größeren Abwanderung heimischer Unternehmen in die USA durch die Zollpolitik von Präsident Donald Trump. Kurzfristig gebe es vielleicht Anreize dazu wegen der drohenden Zölle, sagte Oliver Holtemöller vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Donnerstag bei der Vorstellung des Frühjahrsgutachtens in Berlin. "Aber es gehört für eine Standortentscheidung, die auf Jahrzehnte vielleicht ausgerichtet ist, ein bisschen mehr dazu." Langfristig verbesserten sich die Bedingungen vor Ort durch die aktuelle Politik der Trump-Regierung eher nicht.
Das sieht Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) ähnlich. Durch Trumps Zolltheater sei die Unsicherheit "massiv gestiegen". Investitionsentscheidungen würden nun aufgeschoben. "Die USA verfolgen keine durchdachte Strategie", sagte Kooths. "Wenn man dann gleichzeitig noch Menschen in großer Zahl aus dem Land verweist, dann fehlen auch die Arbeitskräfte." Die US-Regierung hinterlasse mit ihrer Politik "nur einen riesigen Scherbenhaufen".
"Ein Großteil des Erfolgs der USA basiert darauf, dass es ein exzellenter Standort für Forschung war", fügte Holtemöller hinzu. "Da gibt es ja erhebliche Stimmen aus der Wissenschaft beispielsweise, die von einer Verschlechterung der Arbeitsbedingen sprechen." Die Standortvoraussetzungen in den USA verbesserten sich unter dem Strich "nicht unbedingt", so das Fazit des Experten. Das dürften Unternehmen bei ihren Standortentscheidungen berücksichtigen. "Deshalb wäre ich jetzt nicht zu pessimistisch, was diese Fortbewegung von Unternehmen betrifft", hieß es.
Trump hatte vorige Woche pauschale 20-Prozent-Zölle für Importe aus der EU angekündigt. Diese wurden nun für zunächst 90 Tage ausgesetzt.