Investing.com – Laut dem Wirtschaftsmagazin Surplus zeigt eine aktuelle Auswertung des Handelsblatt Research Instituts (HRI), dass die Vergütungen der Dax-CEOs im Jahr 2024 im Schnitt um 10,4 Prozent gestiegen sind – ein Anstieg, der die Gehaltsentwicklung der Durchschnittsverdiener weit in den Schatten stellt. Während sich die Löhne der Beschäftigten in Deutschland real lediglich um 3,1 Prozent erhöhten, stehen den Vorstandsvorsitzenden der Dax-Konzerne im Durchschnitt 6,3 Millionen Euro zu. Die Redaktion von Surplus verweist darauf, dass dies einem monatlichen Plus von 52.500 Euro entspricht – während der Medianlohn von Vollzeitbeschäftigten nur um 215 Euro pro Monat gestiegen ist.
Wie Surplus berichtet, liegt SAP-Chef Christian Klein mit 19 Millionen Euro an der Spitze der Gehaltsliste – ein Anstieg von 162 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ihm folgen Vincent Warnery (Baiersdorf) mit 13,2 Millionen Euro (+425 Prozent), Ola Kaellenius (Mercedes-Benz (ETR:MBGn)) mit 12,5 Millionen Euro (+84 Prozent), Oliver Blume (VW/Porsche) mit 10,4 Millionen Euro und Oliver Bäte (Allianz (ETR:ALVG)) mit 10,2 Millionen Euro. Insgesamt sollen die Dax-CEOs laut Surplus im Jahr 2024 Vergütungen in Höhe von 231,4 Millionen Euro erhalten haben – während der Nettogewinn der Unternehmen mit 111 Milliarden Euro nur um 1 Prozent zulegte.
Sebastian Pacher, Partner und Vergütungsexperte der Managementberatung Kienbaum, erklärte Surplus zufolge, dass die CEO-Gehälter "bei guter Geschäfts- und Aktienkursentwicklung häufig stärker nach oben ausschlagen, als es bei schlechter nach unten der Fall ist". Dies sei "gegenüber den Belegschaften der Unternehmen schwer vermittelbar und auch von der Lohnentwicklung im gehobenen Mittelstand entkoppelt". Surplus betont, dass diese Praxis die wachsende Kluft zwischen den Gehaltsstrukturen der Führungsetagen und der Belegschaft verdeutlicht.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts, die Surplus zitiert, gehört man in Deutschland ab einem Jahreseinkommen von 213.286 Euro zum reichsten Prozent. Für die Dax-CEOs ist dies lediglich ein Monatsgehalt. Gleichzeitig kämpfen die Beschäftigten seit Jahren mit realen Lohnverlusten: Surplus verweist darauf, dass die Reallöhne im Jahr 2023 trotz nominaler Steigerungen von 6 Prozent aufgrund der Inflation praktisch unverändert blieben. 2022 verloren die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer real sogar 4 Prozent ihres Einkommens, denn die Verbraucherpreise waren stärker gestiegen als die nominalen Gehaltserhöhungen. Auch in den Jahren zuvor gab es kaum Fortschritte: 2021 stagnierten die Reallöhne, 2020 sanken sie um 1,2 Prozent, und 2019 stiegen sie lediglich um 1,1 Prozent.
Surplus kommentiert, dass die absoluten Gehaltssteigerungen der Dax-CEOs die Einkommens- und Vermögensungleichheit in Deutschland weiter verschärfen. Während die breite Mehrheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihre Einkommenszuwächse für den täglichen Bedarf ausgeben, können die Top-Manager ihre Millionenbeträge sparen und investieren. Diese Kapitalerträge führen zu einer weiteren Zunahme der Ungleichheit – ein Teufelskreis, der sich immer weiter zuspitzt.
Surplus betont, dass die aktuellen Entwicklungen eine ernsthafte politische Debatte über eine Obergrenze für Managergehälter notwendig machen. Die Redaktion verweist darauf, dass die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich nicht nur die soziale Ungerechtigkeit verschärft, sondern auch gesellschaftliche Spannungen verstärkt. Es sei höchste Zeit, über Maßnahmen nachzudenken, die eine fairere Verteilung der erwirtschafteten Gewinne ermöglichen – bevor die Ungleichheit in Deutschland weiter ausufert.