Investing.com - Nach starken Quartalszahlen hat sich JPMorgan-CEO Jamie Dimon am Freitag mit warnenden Worten zur Konjunkturlage und den Risiken für die Wirtschaft geäußert. Während der Bankriese im ersten Quartal ein Plus von zwölf Prozent bei den Investmentbanking-Erlösen erzielte, zeichnete Dimon zugleich ein Bild zunehmender Unsicherheit – sowohl auf Unternehmens- als auch auf Verbraucherseite.
In seinen vorbereiteten Bemerkungen verwies Dimon auf eine wachsende Vorsicht unter den Kunden der Bank. Geopolitische Spannungen, anhaltende Inflationssorgen, Handelskonflikte und volatile Vermögenspreise trübten die wirtschaftlichen Aussichten spürbar. Das Umfeld bleibe äußerst unübersichtlich, weshalb man sich bei JPMorgan (NYSE:JPM) auf ein breites Spektrum möglicher Entwicklungen vorbereite, so der Top-Banker.
Besonders im Investmentbanking gebe es derzeit zwar hohe Kundenaktivität, doch die Umsetzung konkreter Transaktionen gestalte sich schwierig. Die Pipeline an geplanten Deals wachse zwar, werde aber durch Unsicherheit und kurzfristiges Denken auf Kundenseite ausgebremst. Vor allem kleinere Unternehmen seien dabei stärker unter Druck, während große Konzerne die aktuelle Situation mit mehr Ressourcen abfedern könnten.
Auch zur Verbraucherseite äußerte sich Dimon zurückhaltend. Die Konsumausgaben seien zuletzt von Vorzieheffekten geprägt gewesen – viele Kunden hätten Käufe getätigt in Erwartung steigender Preise, etwa durch neue Zölle. Dieser Effekt könne kurzfristig stützen, verdecke aber die zugrunde liegenden Risiken.
Was die Rückstellungen der Bank betrifft, wollte sich Dimon angesichts der Unsicherheit nicht festlegen. Er verwies auf die Arbeitslosigkeit als entscheidenden Faktor für die Kreditqualität und das Konsumverhalten.
Mit Blick auf die allgemeinen Wirtschaftsrisiken sprach Dimon von einer gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer Rezession. Intern werde mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit eines konjunkturellen Rückschlags gerechnet – eine Einschätzung, die auch JPMorgan-Ökonom Michael Feroli jüngst vertreten hat. Sollte sich dieser Trend bestätigen, rechnet Dimon damit, dass Analysten ihre Gewinnschätzungen für den S&P 500 im Jahresverlauf um rund fünf Prozent nach unten anpassen dürften.