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Trumps Zoll-Rätsel: Über 75 Länder profitieren – aber welche?

Investing.comApr 10, 2025 8:56 AM

Investing.com – Nur wenige Stunden nachdem Donald Trump als amtierender US-Präsident eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte, kündigte er eine 90-tägige Zollpause an und die Märkte explodierten. Aber von welchen 75 Ländern spricht US-Präsident Donald Trump eigentlich?

Die Antwort: Niemand weiß es genau. Die Trump-Administration hat keine offizielle Liste veröffentlicht, und alles, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass China von dieser Pause ausgeschlossen ist.

Im Gegenteil: Die Zölle auf chinesische Importe wurden sogar von 104 % auf 125 % erhöht. Diese Intransparenz macht die aktuelle Erholungsrallye der Finanzmärkte zu einem irrationalen Phänomen, das auf keinerlei Fakten basiert. Besonders absurd wird dies am Beispiel der Apple-Aktie (NASDAQ:AAPL) deutlich, die sich um über 15 % erholt hat – obwohl der Tech-Riese am meisten unter den gestiegenen Zöllen auf China leidet.

Die Zoll-Pause: Ein Schachzug ohne klare Strategie

Die Ankündigung Trumps, die Zölle für über 75 Länder für 90 Tage auszusetzen, sorgte zunächst für Euphorie an den Börsen. Der Nasdaq-Index schnellte um 9 % nach oben, und auch der Dow Jones verzeichnete deutliche Gewinne. Doch diese Reaktion scheint voreilig, denn die zugrunde liegende Logik der Zoll-Pause ist mehr als fragwürdig.

Zwar bleibt der universelle Basiszoll von 10 % bestehen, doch die länderspezifischen Aufschläge wurden vorübergehend ausgesetzt. US-Finanzminister Scott Bessent bezeichnete dies als Teil einer Verhandlungsstrategie, um Partnerländer an den Tisch zu bringen. Doch ohne klare Kriterien oder Transparenz bleibt unklar, welche Länder tatsächlich begünstigt werden und warum. China, der größte Handelspartner der USA, wurde explizit ausgeschlossen – eine Entscheidung, die den Tech-Konflikt weiter anheizt.

Das Apple-Paradox: Irrationale Märkte

Die Erholung der Apple-Aktie um über 15 % ist ein Paradebeispiel für die Irrationalität des Marktes. Denn Apple, dessen Produktionskette eng mit China verbunden ist, wird durch die erhöhten Zölle massiv getroffen. Die Kosten für die Verlagerung der Produktion in die USA wären immens: Schätzungen zufolge könnte ein iPhone bis zu 3.500 Dollar kosten, und die Verlagerung von nur 10 % der Lieferkette würde drei Jahre und 30 Milliarden Dollar verschlingen.

Trotz dieser düsteren Aussichten bleibt die Analysten-Community überraschend optimistisch. Das durchschnittliche Kursziel von 41 Analysten liegt bei 241,54 Dollar. Doch Finanzmodelle wie die von InvestingPro zeichnen ein weitaus nüchterneres Bild: Der durchschnittliche Fair Value liegt bei 179,58 Dollar, und die Kurs/Buch-Multiples deuten sogar lediglich auf einen Wert von 149,64 Dollar hin. Diese Diskrepanz zeigt, dass die Euphorie der Märkte keineswegs auf soliden Fundamentaldaten beruht.

Chinas Rolle: Ein gezielter Schlag ins Kontor

Während unklar ist, welche Handelspartner von der Zoll-Pause profitieren, wird China gezielt isoliert. Die Zölle auf chinesische Importe stiegen auf Rekordhöhen von 125 %, nachdem Peking mit Vergeltungszöllen von 84 % auf US-Waren geantwortet hatte. Dieser Wirtschaftskonflikt hat weitreichende Folgen: Er verschärft den Tech-Krieg um Halbleiter und 5G-Technologien, beeinträchtigt globale Lieferketten und erhöht die Inflation in den USA.

Apple steht beispielhaft für die Herausforderungen, die sich aus dieser Situation ergeben. Das Unternehmen versucht, Notlösungen wie die Verlagerung der iPhone-Produktion nach Indien zu finden, doch auch dies ist keine nachhaltige Strategie. Die strukturellen Probleme, die durch die Zollpolitik entstehen, werden durch die kurzfristige Erholungsrallye lediglich überdeckt.

Langfristige Risiken: Inflation, Fragmentierung und Unsicherheit

Die 90-tägige Zoll-Pause kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die strukturellen Risiken der Trump’schen Handelspolitik unverändert bleiben. Die weiterhin geltenden 10 %-Basiszölle dürften die Verbraucherpreise in den USA um 1,2-1,8 % erhöhen, wie Modellrechnungen der Federal Reserve nahelegen. Gleichzeitig beschleunigt die Zollunsicherheit die Fragmentierung globaler Lieferketten und untergräbt das multilaterale Handelssystem der Welthandelsorganisation (WTO).

Historische Vergleiche bieten wenig Anlass zur Hoffnung: Der Smoot-Hawley Tariff Act von 1930 verschärfte die Weltwirtschaftskrise, und die einseitige Politik der Nixon-Schocks in den 1970er Jahren führte zu ähnlichen Verwerfungen. Trumps protektionistische Maßnahmen könnten langfristig das weltweite Handelsvolumen um 15-20 % reduzieren und eine neue Ära der De-Globalisierung einläuten.

Fazit: Eine Rallye auf tönernen Füßen

Die 90-tägige Zoll-Pause von Donald Trump bietet keine nachhaltige Lösung für die strukturellen Probleme der globalen Handelspolitik. Die Intransparenz bei der Auswahl der begünstigten Länder, die gezielte Isolierung Chinas und die langfristigen Risiken für Inflation und Lieferketten zeigen, dass die aktuelle Erholungsrallye der Märkte auf wackeligen Füßen steht.

Für Anleger ist Vorsicht geboten: Die Diskrepanz zwischen den optimistischen Analystenbewertungen und den realistischen Finanzmodellen deutet darauf hin, dass die Euphorie der Märkte überzogen ist.

In einer Zeit, in der Fakten und Transparenz Mangelware sind, sollten Anleger umso sorgfältiger abwägen, welche Entscheidungen sie treffen. Wer teure Fehler vermeiden und stattdessen echte Gewinnchancen nicht verpassen will, der holt sich InvestingPro. Für unter 9 € im Monat bekommst du Zugriff auf ein ganzes Arsenal an starken Tools:

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