Frankfurt/Bangalore/San Francisco, 25. Apr (Reuters) - Wegen drohender Einbußen durch die US-Zollpolitik hat IntelINTC.O einen enttäuschenden Ausblick auf das laufende Quartal geliefert. Durch vorgezogene Bestellungen entwickelte sich das Geschäft des Chip-Herstellers zum Jahresauftakt allerdings besser als erwartet. Das Ausmaß dieses Effekts lasse sich aber nicht ermitteln, betonte Intel-Finanzchef David Zinsner. "Unser Ausblick für das zweite Quartal spiegelt die Verunsicherung durch die US-Zölle wider."
Diese Turbulenzen erschweren dem neuen Chef Lip-Bu Tan die Sanierung des kriselnden Unternehmens. China importiert jährlich Intel-Prozessoren im Wert von acht Milliarden Dollar. Dieses Geschäft ist durch die chinesischen Vergeltungszölle auf US-Waren bedroht. Aus diesem Grund rechnet Intel für das zweite Quartal mit einem überraschend niedrigen Umsatz zwischen 11,2 und 12,4 Milliarden Dollar. Unter dem Strich werde man sich voraussichtlich an der Gewinnschwelle bewegen. Analysten hatten bislang auf einen Gewinn von 0,06 Dollar je Aktie gehofft. Daher gaben Intel-Aktien im nachbörslichen Geschäft an der Wall Street um knapp fünf Prozent nach.
Dieser zurückhaltende Ausblick sei aber nicht nur Ausdruck der Zollturbulenzen, sondern auch des harten Wettbewerbs, betonte Analyst Kinngai Chan vom Research-Haus Summit Insights. Intel verliert bei Prozessoren für PCs und klassische Server Marktanteile an den Erzrivalen AMDAMD.O. Bei Hochleistungschips für Künstliche Intelligenz (KI) ist NvidiaNVDA.O der unangefochtene Weltmarktführer. Intel hat in diesem Bereich weiterhin kein konkurrenzfähiges Produkt im Angebot, nachdem Konzernchef Tan die Entwicklung des KI-Chips "Falcon Shores" auf Eis gelegt hatte. Der Prozessor soll lediglich für interne Testzwecke eingesetzt werden.
SPAREN UND VERSCHLANKEN
Um den einst weltgrößten Chip-Hersteller aus der Krise zu führen, hat Tan unter anderem Führungsebenen gestrichen. Einem Medienbericht zufolge sollen zudem 20 Prozent der insgesamt etwa 109.000 Stellen abgebaut werden. Dies wäre die zweite Entlassungswelle binnen eines Jahres. Tans Vorgänger Pat Gelsinger hatte die Zahl der Beschäftigten um knapp 19.000 gekürzt. Das vorrangige Ziel des neuen Intel-Chefs müsse sein, Anlegern Vertrauen einzuflößen, sagte Portfoliomanager Hendi Susanto vom Vermögensverwalter Gabelli. "Vertrauen, dass er Intel umkrempeln kann, und dass eine Trendwende überhaupt möglich ist."
Im Rahmen der Sanierung sollen die operativen Ausgaben 2025 auf 17 von 17,5 Milliarden Dollar sinken, teilte Intel am Donnerstag weiter mit. Für 2026 peilt das Unternehmen 16 Milliarden Dollar an. "Bei Intel ist im Laufe der Zeit eine Menge Bürokratie aufgebaut worden", erläuterte Finanzchef Zinsner. Tan wolle diese abbauen, um "die Ingenieure erfolgreicher zu machen und ihnen zu ermöglichen, Produkte schneller auf den Markt zu bringen."
Außerdem gab Tan bei einer Telefonkonferenz bekannt, mit dem weltgrößten Auftragsfertiger TSMC2330.TW über eine Kooperation gesprochen zu haben. In die Produktion von Halbleitern für Dritte setzt auch Intel große Hoffnungen. Dieser Geschäftsbereich hat trotz hoher Investitionen bislang allerdings nur Verluste aufgehäuft.
Zum Jahresauftakt blieb dank Hamsterkäufen der befürchtete Umsatzrückgang aus. Die Erlöse lagen mit 12,67 Milliarden Dollar auf Vorjahresniveau. Der Nettoverlust verdoppelte sich zwar auf 800 Millionen Dollar, Analysten hatten allerdings mit einer Verdreifachung gerechnet.
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