Investing.com - Gold hat am Dienstag im frühen europäischen Handel erneut ein Rekordhoch markiert. Bereits am Montag war der Preis deutlich gestiegen - gestützt durch die anhaltenden Spannungen im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie die Unsicherheit rund um die künftige Geldpolitik der US-Notenbank.
Spot-Gold legte zuletzt um 1,5 Prozent auf 3.477 US-Dollar je Feinunze zu. Die Terminkontrakte für Juni stiegen sogar um 1,83 Prozent auf 3.487 Dollar. Das neue Allzeithoch liegt damit bei 3.509,06 Dollar. Bereits zum Wochenauftakt war Gold um mehr als drei Prozent angesprungen - auf Jahressicht summiert sich das Plus inzwischen auf rund 32 Prozent.
Auslöser der jüngsten Rally war unter anderem die Debatte um die Unabhängigkeit der US-Notenbank. Präsident Donald Trump hatte am Montag seine Forderung nach sofortigen Zinssenkungen bekräftigt - mit dem Hinweis, dass sich die US-Konjunktur andernfalls abschwächen könnte. Zudem bezeichnete er Powell als „Mr. Zu Spät“ sowie einen „großen Loser“. Gleichzeitig kursieren Spekulationen, Trump wolle Fed-Chef Jerome Powell ablösen. Ein entsprechender Prüfprozess laufe, hatte Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett am Freitag bestätigt.
Fed-Chef Powell hatte sich zuletzt nicht in Richtung Zinssenkung bewegt. Vielmehr verwies er auf die Risiken steigender Inflation sowie auf wirtschaftliche Unsicherheiten im Zuge neuer US-Zölle. Die Debatte um die politische Einflussnahme auf die Notenbank ließ den Dollar am Montag auf ein Dreijahrestief abrutschen - und sorgte für zusätzlichen Rückenwind bei Gold.
ING-Devisenexperte Francesco Pesole sieht gleich mehrere Gründe für die aktuelle Dollarschwäche: „Die Verluste des Dollar in den vergangenen Wochen spiegeln sowohl zunehmende Sorgen um das US-Wachstum als auch einen Vertrauensverlust in den Dollar als sicheren Hafen wider.“ Die Abschwächung am Ostermontag sei Ausdruck beider Trends gewesen. Präsident Trump erhöhe den Druck auf Fed-Chef Powell, um „jetzt“ die Zinsen zu senken - und gefährde damit eines der Fundamente der Dollar-Stärke als globale Reservewährung: eine unabhängige und inflationsorientierte Notenbank. Zugleich werde spekuliert, dass Trump die Notenbank gezielt für eine bevorstehende Konjunkturabkühlung verantwortlich machen wolle - was laut Pesole de facto einem Eingeständnis gleichkomme, dass auch die Regierung die Rezessionssorgen der Märkte teile.
Ein schwächerer Greenback macht Gold für Investoren außerhalb der USA günstiger.
Für den Goldmarkt selbst sind die Perspektiven kurzfristig gemischt. „Die 4.000-Dollar-Marke rückt zunehmend ins Blickfeld“, sagte Peter A. Grant von Zaner Metals. Gleichzeitig sei der Markt inzwischen stark überhitzt. Erste Unterstützungen sieht Grant bei 3.369 Dollar, weitere Marken liegen bei 3.355 und 3.331 Dollar. In der Vergangenheit hatte der Goldpreis in ähnlichen Phasen zumindest temporär zurückgesetzt.
Auch im Handelskonflikt zwischen den USA und China bleibt die Lage angespannt. Das chinesische Handelsministerium warnte am Montag vor bilateralen Abkommen anderer Länder mit den USA, die chinesische Interessen beeinträchtigen könnten. Sollte dies geschehen, werde man mit Gegenmaßnahmen reagieren. Bereits zuvor hatte China den USA vorgeworfen, andere Staaten mit Zöllen und Sanktionen zum Abbruch von Handelsbeziehungen mit China zwingen zu wollen.
Zuletzt hatten die USA Zölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Produkte verhängt. Peking reagierte mit eigenen Strafzöllen. Die Eskalation sorgt für anhaltende Unsicherheit an den Märkten - und spielt damit Gold als sicherem Hafen weiter in die Karten.
Unter den anderen Edelmetallen legte Silber um 0,4 Prozent auf 32,67 Dollar je Unze zu. Platin verteuerte sich um 0,3 Prozent auf 969,40 Dollar.
Kupfer erreichte angesichts des schwächeren Dollars ein Zwei-Wochen-Hoch. An der London Metal Exchange stieg der Preis für die Tonne um 0,7 Prozent auf 9.289,60 Dollar. Die Mai-Futures in New York legten um 0,4 Prozent auf 4,7390 Dollar je Pfund zu. Belastet bleibt der Markt jedoch weiterhin durch die Furcht vor zusätzlichen US-Zöllen auf chinesische Kupferprodukte.
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