Anlagestrategien an der Börse verfolgen das Ziel, Renditechancen zu nutzen und Risiken kontrolliert zu managen. Besonders populär sind dabei drei Grundstrategien: Value Investing, Growth Investing und Dividendenstrategie. Jede dieser Ansätze basiert auf einer eigenen Philosophie, wie attraktive Aktien identifiziert und Portfolios systematisch aufgebaut werden können.
Value Investing basiert auf der Annahme, dass Aktienkurse langfristig um ihren inneren Wert schwanken. Liegt der Börsenkurs deutlich unter dem geschätzten Unternehmenswert, ergibt sich eine potenzielle Kaufchance.
Im Mittelpunkt steht die gründliche Analyse fundamentaler Kennzahlen wie Bilanzstruktur, Ertragskraft und Marktposition. Ziel ist es, qualitativ hochwertige Unternehmen zu erkennen, deren wahres Potenzial vom Markt (noch) nicht vollständig eingepreist ist. Der Fokus liegt auf langfristigem Vermögensaufbau – unabhängig von kurzfristigen Marktschwankungen.
Wichtige Bewertungskennzahlen im Value Investing:
- Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, P/E): Zeigt, wie viel Anleger für einen Euro Unternehmensgewinn zahlen. Geringe Werte deuten oft auf Unterbewertung hin – jedoch nur im Branchenkontext sinnvoll.
- Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV, P/B): Besonders bei kapitalintensiven Branchen wie Banken oder Immobilien von Bedeutung.
- Dividendenrendite: Gibt an, wie hoch die jährliche Ausschüttung im Verhältnis zum Aktienkurs ist. Hohe Dividendenrenditen sprechen für Ertragsstärke und stabile Ausschüttungspolitik.
Value Investing erfordert Geduld, analytisches Denken und Disziplin. Der Ansatz unterscheidet sich klar vom spekulativen Handel, bei dem Marktdynamiken und Emotionen dominieren.
Growth Investing fokussiert sich auf Unternehmen mit überdurchschnittlichem Umsatz- und Gewinnwachstum. Diese Firmen sind oft Marktführer in aufstrebenden Branchen oder profitieren von Innovation, Skalierungseffekten oder disruptiven Technologien.
Wichtige Wachstumskennzahlen:
- Umsatzwachstum: Kontinuierlich hohe Umsatzsteigerungen (z. B. >20 % p. a.) sprechen für starke Marktakzeptanz.
- Nettogewinnwachstum: Zeigt, ob das Wachstum auch ergebniswirksam ist. Nur wer nachhaltig profitabel wächst, ist langfristig attraktiv.
Growth-Investoren akzeptieren oft hohe KGVs, da sie auf zukünftige Ertragskraft setzen. Diese Strategie bietet hohe Renditechancen – geht aber mit erhöhter Volatilität einher.
Risikomanagement im Growth Investing:
Wichtig ist eine breite Streuung über mehrere Wachstumswerte und Branchen, um Einzelrisiken abzufedern. Ebenso sollten die Bewertungen regelmäßig auf Realitätsnähe geprüft werden, um überteuerte Titel zu vermeiden.
Die Dividendenstrategie zielt auf planbare Ausschüttungen und ist besonders beliebt bei konservativen Anlegern, Rentnern oder institutionellen Investoren mit Cashflow-Bedarf.
Dividendenstarke Aktien stammen häufig aus soliden, margenstarken Unternehmen mit stabilen Geschäftsmodellen. Diese Titel zeichnen sich durch geringere Kursschwankungen aus und können in Krisenzeiten als defensives Portfolioelement dienen.
Chancen:
- Stetige Erträge – ideal für Einkommensstrategie oder Kapitalentnahmen
- Geringere Volatilität – stabilisierende Wirkung im Depot
Risiken:
- Dividendenfallen: Hohe Dividendenrendite allein reicht nicht – sie kann auch durch stark gefallene Kurse entstehen (z. B. bei Geschäftsproblemen)
- Hohe Verschuldung: Manche Unternehmen finanzieren Dividenden aus Fremdkapital – bei Marktturbulenzen drohen Kürzungen oder Ausfälle
Erfolgsfaktoren:
Anleger sollten nachhaltige Dividendenzahler mit solidem Wachstum, starker Marktstellung und solider Bilanz auswählen. Unternehmen mit langfristigem Dividendenwachstum bieten oft mehr Stabilität als einmalige Hochzahler.
Die Wahl der passenden Anlagestrategie hängt von drei Faktoren ab:
1. Risikobereitschaft:
- Niedrige Risikoneigung: Eher Value- oder Dividendenstrategie. Beide bieten mehr Stabilität und planbare Erträge.
- Hohe Risikobereitschaft: Wachstumsstrategie – höhere Schwankungstoleranz für potenziell überdurchschnittliche Gewinne.
2. Anlageziel:
- Kurzfristige Ziele: Wer kurzfristig Gewinne erzielen will, sollte auf unterbewertete Value-Aktien oder dividendenstarke Titel mit Aufholpotenzial setzen.
- Langfristige Ziele: Wachstumswerte mit starken Fundamentaldaten oder unterbewertete Qualitätsaktien im Langfristdepot bieten attraktive Perspektiven.
3. Anlagehorizont:
- Kurzfristig orientierte Anleger fokussieren sich oft auf Markttrends und kurzfristige Bewertungsanomalien.
- Langfristige Investoren profitieren vom Zinseszinseffekt und können Wachstumsphasen aussitzen bzw. von fundamentaler Wertaufholung profitieren.