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Aktien (Fortgeschrittene)

Technische Aktienanalyse von Grund auf: Baue dein Fundament für fundierte Anlageentscheidungen

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TradingKey – Nach dem Inkrafttreten der neuen US-Zölle gegen Kanada und Mexiko verzeichnete der US-Aktienmarkt im März einen schwachen Start. Der S&P 500 erlitt am Montag seinen bisher größten Tagesverlust des Jahres (-1,76 %) und fiel am Dienstag zwischenzeitlich um weitere 2 %, bis nahe an die 200-Tage-Linie. Die Nervosität an den Märkten nimmt zu, nicht zuletzt wegen der stark gefallenen Technologiewerte (seit Januar -7 %) und wachsender Handelskonflikte.

Für Privatanleger, die in einem zunehmend volatilen Marktumfeld erfolgreich sein wollen, ist technisches Know-how unerlässlich. Wer langfristig stabile Erträge erzielen möchte, braucht nicht nur einen disziplinierten Anlageansatz und ein diversifiziertes Portfolio, sondern auch fundierte Kenntnisse in der technischen Analyse. In diesem Beitrag führen wir Schritt für Schritt in die Welt der Chartanalyse ein – vom Verständnis einfacher Kursgrafiken bis zur Anwendung zentraler Indikatoren wie dem RSI oder der gleitenden Durchschnitte.

Charttypen im Überblick

Candlestick-Chart (Kerzenchart)

Der Candlestick-Chart – ursprünglich im Japan des 18. Jahrhunderts entwickelt – gehört heute zu den weltweit am häufigsten eingesetzten Chartformen. Er visualisiert Kursverläufe über vier wesentliche Preisniveaus: Eröffnung, Schluss, Hoch und Tief innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

Eine einzelne Kerze besteht aus einem „Körper“ (dem Bereich zwischen Eröffnungs- und Schlusskurs) sowie oberen und unteren Schatten.

  • Schließt der Kurs über dem Eröffnungskurs, spricht man von einer „bullischen“ Kerze (oft rot oder hohl dargestellt).
  • Liegt der Schluss unter dem Eröffnungskurs, ist es eine „bärische“ Kerze (meist grün oder ausgefüllt).

Die Länge des Körpers zeigt die Intensität der Kursbewegung – je länger, desto größer die Marktaktivität.

  • Der obere Schatten steht für den Abstand zwischen Hoch und Schluss (bzw. Eröffnung bei bärischer Kerze) – also für Widerstand.
  • Der untere Schatten reflektiert den Abstand zum Tief – also mögliche Unterstützungsniveaus.

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(Quelle: Wikipedia)

Typische Formationen wie Hammer, Hanging Man oder Engulfing Patterns liefern wertvolle Hinweise auf mögliche Trendwenden oder -fortsetzungen:

  • Ein Hammer deutet nach einem Abwärtstrend auf eine mögliche Bodenbildung hin.
  • Ein Bullish Engulfing-Muster (große bullische Kerze verschlingt kleine bärische) signalisiert eine potenzielle Trendwende nach oben.

Balkenchart (Bar Chart)

Der Balkenchart bietet eine eher nüchterne Darstellung von Kursentwicklungen. Vertikale Linien zeigen Hoch- und Tiefpunkte, horizontale Striche markieren Eröffnungs- und Schlusskurse.
Sein Vorteil liegt in der schnellen Erfassbarkeit von Preisspannen und Marktvolatilität – vor allem im Vergleich über verschiedene Zeiträume hinweg. Gerade für Einsteiger kann diese Darstellungsweise zugänglicher sein als komplexe Candlestick-Formationen.

Linienchart (Line Chart)

Der Linienchart verbindet ausschließlich die Schlusskurse über die Zeit hinweg. Diese Darstellung ist besonders geeignet, um längerfristige Trends schnell zu erfassen – ideal für erste technische Analysen oder als Überblick.

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(Quelle: Wikipedia)

Technische Indikatoren sind mathematische Berechnungen auf Basis historischer Kurs- und Volumendaten. Sie ermöglichen es Tradern, potenzielle Kursbewegungen zu prognostizieren und Trends sowie Marktverhalten besser zu verstehen. In der technischen Analyse gelten sie als unverzichtbare Hilfsmittel. Zu den bekanntesten zählen gleitende Durchschnitte (Moving Averages) und der Relative-Stärke-Index (RSI). Jeder Indikator verfolgt ein eigenes Analyseziel und kommt in unterschiedlichen Marktphasen zum Einsatz.

Klassifikation technischer Indikatoren

1. Trendfolgende Indikatoren

Gleitender Durchschnitt (MA)
Der gleitende Durchschnitt glättet Kursverläufe über einen definierten Zeitraum und macht so übergeordnete Trends sichtbar. Die gebräuchlichsten Varianten sind der einfache gleitende Durchschnitt (SMA) und der exponentiell gewichtete Durchschnitt (EMA).

MACD (Moving Average Convergence Divergence)
Dieser Indikator basiert auf der Differenz zwischen kurzfristigen und langfristigen gleitenden Durchschnitten. Signale entstehen durch das Kreuzen der MACD- und Signallinie (DIF & DEA) sowie durch Veränderungen im Histogramm. Der MACD ist ein bewährtes Instrument zur Erkennung von Kauf- oder Verkaufssignalen.

2. Volumenbasierte Indikatoren

On-Balance Volume (OBV)
Der OBV-Indikator analysiert die Veränderung des Handelsvolumens in Abhängigkeit zur Kursentwicklung. Er identifiziert, ob Volumenanstiege den Kurs nach oben oder unten begleiten, und dient somit der Trendbestätigung.

3. Oszillatoren

Relative-Stärke-Index (RSI)
Der RSI misst die Stärke von Kursbewegungen über eine bestimmte Zeitspanne hinweg. Er hilft, überkaufte oder überverkaufte Marktsituationen zu erkennen.

Stochastischer Oszillator (KDJ)
Dieser Indikator kombiniert Hoch-, Tief- und Schlusskurse innerhalb eines Zeitraums. Er berücksichtigt Momentum, gleitende Durchschnitte und Relative Stärke und eignet sich zur Erkennung kurzfristiger Übertreibungen im Markt.

Gleitende Durchschnitte im Detail

Der gleitende Durchschnitt zählt zu den am häufigsten eingesetzten Indikatoren. Er hilft, kurzfristige Kursschwankungen zu filtern und den übergeordneten Trend sichtbar zu machen.
Es gibt verschiedene Varianten:

  • SMA (Simple Moving Average) – arithmetischer Durchschnitt vergangener Schlusskurse
  • WMA (Weighted Moving Average) – gewichtet jüngere Daten stärker
  • EMA (Exponential Moving Average) – betont aktuelle Kurse noch deutlicher

Anwendungsmöglichkeiten:

  • Trendrichtung identifizieren:
    • Golden Cross: Kurzfristige Linie schneidet langfristige von unten → Kaufsignal
    • Death Cross: Kurzfristige Linie schneidet langfristige von oben → Verkaufssignal
  • Unterstützungs-/Widerstandsniveaus erkennen:
    • Rückläufe an gleitende Durchschnitte dienen oft als Einstieg oder Ausstieg
  • Trendstärke beurteilen:
    • Kurs über steigendem Durchschnitt → Aufwärtstrend stabil
    • Kurs unter fallendem Durchschnitt → Abwärtstrend dominant

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In der Grafik unten sind alle drei Varianten über einen 20-Tage-Zeitraum dargestellt: SMA, EMA und WMA

(Quelle: Wikipedia)

Der Relative-Stärke-Index (RSI)

Der RSI wurde 1978 von J. Welles Wilder Jr. entwickelt. Er dient dazu, potenzielle Trendumkehrpunkte zu identifizieren und die Intensität einer Kursbewegung zu messen.

Der RSI bewegt sich auf einer Skala von 0 bis 100:

  • Überkauft (ab 70 Punkten) → Markt überhitzt, Korrekturen möglich
  • Überverkauft (unter 30 Punkten) → Markt übertrieben negativ, Erholung denkbar

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Oben: Candlestick-Chart
Unten: 14-Tage-RSI mit überkauftem Bereich (>70) und überverkauftem Bereich (<30)

(Quelle: Wikipedia)

Anwendung in der Praxis:

  • RSI steigt über 30 → Kaufsignal
  • RSI fällt unter 70 → Verkaufssignal
  • Divergenzen beachten:
    • Bärische Divergenz: Kurs auf neuem Hoch, RSI bleibt zurück → Abschwächung des Aufwärtstrends
    • Bullische Divergenz: Kurs fällt auf neues Tief, RSI zieht nicht mit → mögliche Trendwende nach oben

Kombination mehrerer Indikatoren

Einzelne Indikatoren bieten oft nur eingeschränkte Aussagekraft. Daher empfiehlt es sich, mehrere Werkzeuge kombiniert zu nutzen.

Beispiel:

  • MA zeigt Aufwärtstrend
  • RSI steigt aus überverkauftem Bereich → starkes Kaufsignal
  • Umgekehrt: MA fällt, RSI sinkt aus überkauftem Bereich → Verkaufssignal

Die Kombination aus Trend- und Oszillatorindikatoren erhöht die Analysegenauigkeit und verringert Fehlsignale.

Grenzen der technischen Analyse

1. Subjektivität

Die Interpretation von Mustern und Signalen hängt stark vom persönlichen Erfahrungsstand und Blickwinkel des Traders ab. Zwei Marktteilnehmer können denselben Chart völlig unterschiedlich bewerten.

2. Markt-Effizienz

Die technische Analyse geht davon aus, dass alle verfügbaren Informationen im Kurs enthalten sind. Die Effizienzmarkthypothese (EMH) stellt diese Annahme jedoch infrage – wonach Kursbewegungen zufällig und unvorhersehbar seien.

3. Eingeschränkte Perspektive

Fundamentale Einflussfaktoren wie Unternehmenszahlen, makroökonomische Daten oder geopolitische Ereignisse werden bei der technischen Analyse meist nicht berücksichtigt – obwohl sie teils massiven Einfluss auf Kurse haben.

4. Rückwärtsgerichtete Analyse

Technische Analyse stützt sich auf historische Daten. Doch vergangene Muster wiederholen sich nicht zwingend. Regulatorische Veränderungen, Marktbedingungen oder Anlegerverhalten können sich grundlegend wandeln.

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