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Rohstoffe (Fortgeschrittene)

Fundamentalanalyse von Rohstoffen verstehen: Einflussfaktoren wie Angebot und Nachfrage, Konjunktur, Geopolitik und Saisonalität

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TradingKey – Im März 2025 gerieten die internationalen Ölpreise unter Druck: Die führenden Brent-Futures fielen unter die Marke von 70 US-Dollar pro Barrel – ein Drei-Jahres-Tief. Der Preisrückgang ist in erster Linie auf ein steigendes Angebot zurückzuführen. Die OPEC kündigte an, dass acht Mitglieder der OPEC+ ihre Fördermengen ab dem 1. April schrittweise erhöhen werden – ein Schritt zur Rücknahme der im Jahr 2023 beschlossenen freiwilligen Produktionskürzungen. Gleichzeitig lagen Russlands Ölexporte im März um 220.000 Barrel pro Tag über dem festgelegten Kontingent, und auch die Förderausweitung des Upper-Zakum-Ölfelds in den Vereinigten Arabischen Emiraten verlief schneller als erwartet.

Dieses Beispiel zeigt eindrücklich, wie stark sich Angebots- und Nachfrageschwankungen auf die Rohstoffpreise auswirken können – und unterstreicht damit die Relevanz der Fundamentalanalyse. Sie hilft, Preisentwicklungen im Kontext makroökonomischer und geopolitischer Rahmenbedingungen einzuordnen.

Ein tiefes Verständnis der Angebots- und Nachfragedynamik ist zentral für jede fundierte Rohstoffanalyse. Beide Größen sind eng miteinander verknüpft – eine Veränderung der einen Seite wirkt sich in der Regel unmittelbar auf die andere aus.

Angebot (Supply)
Produktionskapazitäten sind ein wesentlicher Treiber der Preisentwicklung. Ein Überangebot führt in der Regel zu fallenden Preisen. Wird hingegen die Produktion gedrosselt, verknappt sich das Angebot, was Preisanstiege zur Folge haben kann.

Nachfrage (Demand)
Sie hängt stark von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, neuen Industrien oder auch Konsumtrends ab. Steigt die Nachfrage, klettern meist auch die Preise. Sinkt hingegen die Kaufbereitschaft, etwa in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, geraten die Preise unter Druck.

Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Das BIP spiegelt das wirtschaftliche Gesamtvolumen eines Landes wider und steht in engem Zusammenhang mit der Rohstoffnachfrage. Ein starkes Wirtschaftswachstum signalisiert steigende Industrieproduktion und Konsum, was typischerweise höhere Preise für Energie, Metalle oder Agrargüter nach sich zieht. Umgekehrt kann eine schrumpfende Wirtschaft sinkende Nachfrage und damit fallende Preise bedeuten.

Inflationsrate
Bei moderater Inflation fließt vermehrt Kapital in Sachwerte wie Rohstoffe, um sich gegen Kaufkraftverluste abzusichern – das kann die Preise steigen lassen. In einer Hochinflationsphase ist die Lage jedoch komplexer: Einerseits steigen Energie- und Rohstoffkosten, was sich preistreibend auswirkt; andererseits sinkt oft die reale Kaufkraft, was die Nachfrage belastet. Überwiegt die Nachfrageschwäche, kann dies trotz Inflation zu Preisrückgängen führen.

Zinsen und Wechselkurse
Steigende Zinsen erhöhen die Opportunitätskosten von Rohstoffinvestments – Kapital fließt in zinstragende Anlagen ab, was auf die Rohstoffpreise drückt. Sinkende Zinsen entfalten den gegenteiligen Effekt.
Währungsschwankungen beeinflussen vor allem importierende Länder: Eine Abwertung der eigenen Währung verteuert Importe, was die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen steigern kann. Umgekehrt kann eine Aufwertung die Nachfrage dämpfen.

Geopolitische Spannungen wie Kriege, Sanktionen oder Handelskonflikte haben oft massive Auswirkungen auf die Rohstoffmärkte.

Ein prägnantes Beispiel ist der Ukraine-Konflikt im Jahr 2022. Russland, ein zentraler Energieexporteur, sah sich infolge westlicher Sanktionen mit Exportbeschränkungen konfrontiert. Die Erwartung eines Angebotsrückgangs trieb die Ölpreise deutlich nach oben: In der Anfangsphase der Krise stieg der Brent-Rohölpreis zeitweise über 120 US-Dollar pro Barrel.

Auch auf dem Metallmarkt führte die Unsicherheit zu Turbulenzen: Russland zählt zu den größten Exporteuren von Nickel und Aluminium. Sanktionen und Lieferprobleme sorgten für Angst vor Angebotsengpässen – am 8. März 2022 verzeichnete der Nickelpreis an der London Metal Exchange einen Tagesanstieg von über 70 %, woraufhin der Handel zeitweise ausgesetzt wurde.

Agrarrohstoffe weisen eine ausgeprägte Saisonalität auf – bedingt durch natürliche Wachstumszyklen, Wetterphasen und Anbaupläne.

Anbau- und Erntezyklen
Die Preise vieler Agrarprodukte wie Mais oder Baumwolle sind saisonal geprägt: Während der Pflanzzeit im Frühjahr herrscht meist ein Angebotsüberschuss, der die Preise drückt. In den Sommermonaten hingegen, wenn wetterbedingte Ausfälle drohen, steigen die Preise häufig.

Witterungsbedingungen
Naturereignisse beeinflussen Angebot und Qualität erheblich. In der Nordhalbkugel wird Weizen typischerweise im Herbst gesät, überwintert, wächst im Frühjahr und wird im Sommer geerntet. Kältewellen oder Frühjahrsdürren können die Ernte stark beeinträchtigen. Bei tropischen Rohstoffen wie Naturkautschuk können Taifune oder Starkregen ganze Ernten gefährden und somit massive Preisschwankungen auslösen.

Staatliche Eingriffe
Auch Subventionen oder Zölle beeinflussen saisonale Muster: Förderprogramme zur Ankurbelung der Produktion während der Pflanzperiode verändern die Angebotslage – und somit auch die Preisentwicklung.


Auch Energiepreise unterliegen saisonalen Schwankungen – insbesondere bei Erdgas und Rohöl. Die Nachfrage nach Erdgas erreicht im Winter regelmäßig ihren Höhepunkt, da es für Heizung und industrielle Prozesse unentbehrlich ist. In nördlichen Regionen steigt der Energiebedarf bei sinkenden Temperaturen massiv an. Das begrenzte Angebot kann in dieser Phase zu Engpässen führen – und infolgedessen zu deutlichen Preisanstiegen.

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