Der Rohstoffhandel – also der Kauf und Verkauf von Rohstoffen wie Öl, Gold oder Agrarprodukten – bildet einen wesentlichen Bestandteil der globalen Wirtschaft. Ob harte Rohstoffe wie Metalle und fossile Brennstoffe oder weiche Rohstoffe wie Getreide und Kaffee: Ein fundiertes Verständnis der Grundlagen des Rohstoffhandels, der Preisbildung sowie der Funktionsweise von Futures-Kontrakten ist essenziell, um fundierte Investitionsentscheidungen zu treffen und von Marktchancen zu profitieren.
Arten von Preisangaben
Spotpreise
Der Spotpreis (Kassapreis) bezeichnet den aktuellen Marktwert eines Rohstoffs bei sofortiger Lieferung und Zahlung. Er wird unmittelbar durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Beispiel: Geopolitische Spannungen im Nahen Osten können zu Lieferengpässen führen und damit den Spotpreis für Rohöl in die Höhe treiben.
Terminpreise (Futures-Preise)
Der Futures-Preis bezieht sich auf eine vertraglich vereinbarte Lieferung eines Rohstoffs zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis. Diese Preise basieren auf Erwartungen über künftige Marktbedingungen wie Angebot, Nachfrage, Lagerkosten oder Inflation. Sie ermöglichen Absicherung (Hedging) gegen Preisschwankungen und sind besonders für Produzenten und industrielle Großverbraucher von Bedeutung.
Preisangaben interpretieren
Die Preisnotierung unterscheidet sich je nach Rohstoff.
Beispiel: Weizen wird typischerweise in US-Cent pro Scheffel (bushel) angegeben – ein Preis von 1.153,00 bedeutet 11,53 USD pro bushel. Reis hingegen wird in Cent pro Zentner (cwt) gehandelt – 1.827,00 bedeutet 18,27 USD pro cwt.
Ein tiefes Verständnis dieser Konventionen hilft, kostspielige Fehler beim Handel zu vermeiden.
Einflussfaktoren auf Rohstoffpreise
Angebot und Nachfrage
Die fundamentale Triebkraft hinter Preisbewegungen: Übersteigt die Nachfrage das Angebot – wie im Fall von Lithium in der E-Mobilitätsbranche – steigen die Preise. Umgekehrt führen Überproduktion oder Nachfrageschwäche zu Preisverfall.
Geopolitische Ereignisse
Krisen, Sanktionen oder Kriege in Förderregionen – insbesondere bei Öl – können Lieferketten stören und Preise abrupt steigen lassen. Beispiel: Der Ukrainekrieg 2022 trieb die Energiepreise weltweit in die Höhe.
Makroökonomische Daten
Kennzahlen wie BIP-Wachstum, Inflation und Arbeitslosigkeit spiegeln den Zustand der Weltwirtschaft wider. Wirtschaftswachstum erhöht die Nachfrage, Inflationsängste treiben Investoren in Rohstoffe als Wertspeicher. Auch Zentralbankpolitik beeinflusst Preise maßgeblich.
Futures sind standardisierte Verträge über den zukünftigen Kauf oder Verkauf eines bestimmten Rohstoffs zu einem festgelegten Preis und Termin. Sie dienen zur Absicherung gegen Preisrisiken oder zur Spekulation auf Marktbewegungen.
Funktionsweise von Futures
Futures werden an regulierten Terminbörsen gehandelt, was Transparenz und rechtliche Sicherheit garantiert. Beim Handel wird eine Sicherheitsleistung (Margin) hinterlegt – meist ein Bruchteil des Kontraktwertes.
Achtung: Diese Hebelwirkung kann sowohl Gewinne als auch Verluste stark vergrößern. Die tägliche Bewertung (Mark-to-Market) kann bei ungünstiger Kursentwicklung Nachschusspflichten (Margin Calls) auslösen.
Abwicklungsarten
- Physische Lieferung: Der Rohstoff wird am Laufzeitende real geliefert. Häufig bei Agrarprodukten und Energie.
- Barabwicklung (Cash Settlement): Die Differenz zwischen Vertrags- und Marktpreis wird ausgezahlt – verbreitet bei Index- und Finanzfutures.
Arten von Futures-Kontrakten
- Standardisierte Futures: Werden an Börsen gehandelt, mit fixen Spezifikationen.
- Individuelle (OTC-)Kontrakte: Maßgeschneiderte Vereinbarungen zwischen institutionellen Parteien, oft außerhalb regulierter Märkte.
Marktrisiko
Preisschwankungen durch Naturkatastrophen, geopolitische Entwicklungen oder Wirtschaftszyklen bergen Verlustrisiken. Eine kontinuierliche Marktbeobachtung ist für Risikominimierung unerlässlich.
Liquiditätsrisiko
Nischenmärkte mit geringer Handelsaktivität können im Krisenfall illiquide sein. Investoren sollten Rohstoffe mit hoher Marktliquidität bevorzugen und Diversifikation beachten.
Operatives Risiko
Fehlerhafte Handelsausführungen, Systemausfälle oder menschliches Versagen zählen zu den häufigsten internen Risiken. Professionelles Risikomanagement, IT-Sicherheit und Schulung sind essenziell.
Politische & regulatorische Risiken
Exportzölle, Sanktionen oder Umweltregulierungen können Angebot und Nachfrage schnell verändern. Auch neue gesetzliche Rahmenbedingungen (z. B. CO₂-Zertifikate) sollten aktiv beobachtet werden.