Der weltweite Rohstoffmarkt umfasst eine Vielzahl grundlegender Produkte – von Energiequellen wie Erdöl und Erdgas über Edelmetalle wie Gold bis hin zu bedeutenden Agrarprodukten wie Weizen und Kaffee.
Erdöl
Erdöl gilt als das „Blut der Industrie“ und spielt in der modernen Gesellschaft eine zentrale Rolle. Es ist nicht nur Grundlage für Benzin, Diesel und Kunststoffe, sondern auch entscheidend für zahlreiche Industrieprozesse. Die weltweiten Erdölreserven sind jedoch ungleich verteilt.
Der Nahe Osten verfügt über die größten Reserven – mit Saudi-Arabien an zweiter Stelle weltweit. Venezuela führt das globale Ranking an, während Nordamerika (USA, Kanada), Russland und Afrika weitere bedeutende Produzenten sind. Die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder) hat durch ihre Förderpolitik erheblichen Einfluss auf Angebot und Preisentwicklung.
Preistreibende Faktoren:
- Angebot und Nachfrage: Konjunkturaufschwünge erhöhen die Nachfrage und treiben die Preise.
- Geopolitik: Konflikte, Sanktionen oder Krisen (z. B. der Ukraine-Krieg 2022) können Produktions- oder Transportengpässe verursachen.
- Makroökonomische Einflüsse: Inflation, Zinspolitik, Lagerbestände, US-Dollar-Stärke oder die Entwicklung alternativer Energien.
Ein historisches Beispiel: Die Ölkrise 1973 zeigte die Verwundbarkeit einer einseitigen Energieabhängigkeit auf. Die Ölpreise vervierfachten sich in kurzer Zeit, was massive wirtschaftliche Folgen hatte – vor allem in den USA – und den Ausbau erneuerbarer Energien vorantrieb.
Erdgas
Als vergleichsweise sauberer fossiler Energieträger nimmt Erdgas in der globalen Energiewende eine Schlüsselrolle ein. Vor allem im Stromsektor ist es wegen seiner Effizienz und Umweltfreundlichkeit attraktiv.
Preistreibende Faktoren:
- Saisonale Nachfrage: Im Winter steigt der Bedarf für Heizzwecke stark an.
- Versorgungssicherheit: Politische Krisen oder Veränderungen bei Hauptlieferanten wie Russland beeinflussen die Preise massiv.
- Lagerkapazitäten: Niedrige Speicherstände können die Preise schnell in die Höhe treiben.
Gold
Gold ist ein fester Bestandteil vieler Anlagestrategien. Es korreliert meist nur gering mit anderen Anlageklassen und dient häufig als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten.
Ein prägnantes Beispiel: Während der Finanzkrise 2008 stürzten Aktienmärkte ab, während der Goldpreis stark zulegte. Auch Zentralbanken stocken zunehmend ihre Goldreserven auf.
Preistreibende Faktoren:
- Wirtschaftliche Unsicherheiten: Bei Konjunkturabschwächungen steigt oft die Nachfrage nach Gold.
- Geldpolitik: Niedrige Zinsen und expansive Zentralbankpolitik erhöhen die Attraktivität von Gold als Wertaufbewahrungsmittel.
- Geopolitische Krisen: Kriege oder politische Instabilität führen zu einer Flucht in Gold.
Weizen
Weizen zählt weltweit zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln. Große Anbaugebiete liegen u. a. in Russland, den USA, China und Indien.
Russland ist einer der bedeutendsten Exporteure, was seine geopolitische Relevanz unterstreicht.
Preistreibende Faktoren:
- Wetterbedingungen: Dürren oder Überschwemmungen führen zu Ernteausfällen.
- Rohölpreise: Steigende Energiekosten beeinflussen die Produktionskosten in der Landwirtschaft.
- Agrarpolitik: Subventionen, Handelsbeschränkungen oder Lagerstrategien beeinflussen Angebot und Preis.
- Weltweite Nachfrage: Bevölkerungswachstum und geänderte Ernährungsgewohnheiten steigern die Nachfrage.
Kaffee
Kaffee ist nach Erdöl das zweitwichtigste Handelsgut der Welt. Es gibt drei Hauptsorten: Arabica (60 % der Weltproduktion, hochwertig), Robusta (ca. 35 %, bitterer, v. a. in Vietnam) und Liberica (Marktnische).
Preistreibende Faktoren:
- Erntemengen: Starke Wetterabhängigkeit – Dürre, Frost oder Schädlinge wirken sich direkt auf die Preise aus.
- Verbraucherverhalten: Steigende Nachfrage in Schwellenländern und der Trend zu Spezialitätenkaffee beeinflussen die Preise.
- Qualitätstrends: Premiumsorten erzielen teils hohe Preise, abhängig von Herkunft und Verarbeitung.
Die globalen Rohstoffmärkte sind stark miteinander verflochten. Ereignisse in einem Segment (z. B. ein Angebotsengpass bei Öl) können auf andere Märkte wie Chemie oder Agrarprodukte durchschlagen – ein Phänomen, das gerade für rohstoffbasierte Volkswirtschaften wie Deutschland, China oder Brasilien von hoher Relevanz ist.