Rohstoffpreise beeinflussen direkt unseren Alltag. Von Benzin für das tägliche Autofahren, Nahrungsmitteln auf dem Esstisch bis hin zu Baustahl für Häuser – viele alltägliche Produkte basieren auf Rohstoffen.
Doch was genau sind eigentlich Rohstoffe?
Rohstoffe sind physische Güter, die in großen Mengen gehandelt werden, nicht für den Einzelhandel bestimmt sind und vor allem in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt werden. Typische Eigenschaften sind eine hohe Handelsmenge, starke Preisschwankungen, einfache Lagerung und Transportfähigkeit sowie eine hohe Standardisierung. Ihre enge Verbindung zu Finanzmärkten macht sie zu beliebten Anlageinstrumenten, die großen Einfluss auf die Weltwirtschaft und globale Preise haben.
Große Angebots- und Nachfragemengen:
Rohstoffe werden in enormen Mengen produziert und konsumiert. Sie bilden die Grundlage vieler industrieller Prozesse, weshalb der Handel auf globaler Ebene entsprechend umfangreich ist.
Hohe Preisvolatilität:
Die Preise von Rohstoffen schwanken stark, beeinflusst von globaler Wirtschaftsentwicklung, politischer Lage, Naturkatastrophen, Angebots- und Nachfragesituationen sowie politischen Entscheidungen. Diese Volatilität birgt sowohl Risiken als auch Chancen für spekulative Investitionen.
Einfache Lagerung und Transport:
Rohstoffe sind meist leicht zu lagern und transportieren. Diese Eigenschaft ermöglicht eine effiziente globale Verteilung und den Handel über Ländergrenzen hinweg, was wiederum die Internationalisierung der Rohstoffmärkte fördert.
Vielfältige Kategorien:
Rohstoffe umfassen Energieprodukte (z.B. Rohöl, Erdgas), Metalle (z.B. Eisenerz, Kupfer, Aluminium) und Agrarprodukte (z.B. Sojabohnen, Mais, Baumwolle). Sie sind unverzichtbar für Industrieproduktion und tägliches Leben.
Standardisierung und Homogenität:
Rohstoffe sind qualitativ meist homogen, d.h. Produkte unterschiedlicher Anbieter unterscheiden sich kaum. Diese Standardisierung erleichtert ihre Bewertung, Preisbildung und den Handel.
Enge Verbindung zum Finanzmarkt:
Rohstoffmärkte sind eng mit den Finanzmärkten verbunden. Anleger nutzen oft Finanzinstrumente wie Futures, Optionen oder ETFs, um in Rohstoffe zu investieren. Beispielsweise ist Gold in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit oder geopolitischer Spannungen besonders gefragt, da es als sicherer Hafen gilt.
Rohstoffe lassen sich in harte Rohstoffe („Hard Commodities“) und weiche Rohstoffe („Soft Commodities“) einteilen:
Harte Rohstoffe (Hard Commodities)
Harte Rohstoffe sind natürliche Ressourcen, die abgebaut oder gefördert werden. Sie sind physisch stabil, langlebig und gut lagerfähig.
- Energie:
Dazu gehören Rohöl, Erdgas und Kohle. Ihre Preise schwanken stark, beeinflusst durch Fördermengen, Wirtschaftsentwicklung und Energiepolitik. - Metalle:
Edelmetalle (wie Gold, Silber und Platin) besitzen eine monetäre Funktion und gelten als Wertaufbewahrung. Industriemetalle (wie Kupfer, Aluminium, Zink) spielen eine entscheidende Rolle in Bau, Elektronik und Fahrzeugproduktion.
Weiche Rohstoffe (Soft Commodities)
Hierbei handelt es sich hauptsächlich um landwirtschaftliche Erzeugnisse, deren Produktion von natürlichen Bedingungen abhängig ist.
- Agrarprodukte:
Weizen, Mais, Sojabohnen und Reis bilden die Grundlage unserer Ernährung und sind wichtige Rohstoffe für die Lebensmittelindustrie. Ihre Preise hängen von Wetter, Anbaufläche und globaler Nachfrage ab. - Wirtschaftspflanzen:
Diese Rohstoffe werden nicht direkt für die Ernährung genutzt, sind jedoch industriell bedeutend, beispielsweise Baumwolle, Kautschuk und Holz.
Finanzrohstoffe
Obwohl sie keine physischen Rohstoffe im klassischen Sinne sind, umfassen Finanzrohstoffe finanzielle Instrumente wie Anleihen und Währungen. Diese dienen als wichtige Bestandteile für diversifizierte Anlagestrategien und Risikoabsicherung.
Rohstoffmärkte sind Handelsplätze für den Kauf und Verkauf von Rohstoffen. Diese Märkte unterteilen sich in Spot- (Kassamarkt) und Derivatemärkte.
- Spotmarkt (Kassamarkt):
Auf diesem Markt werden physische Rohstoffe direkt gehandelt und geliefert. - Derivatemarkt:
Hier werden Finanzprodukte gehandelt, deren Preise auf den zukünftigen Preisentwicklungen der Rohstoffe basieren (z.B. Futures, Optionen und Forwards).
Funktionsweise der Rohstoffmärkte
Handelsmechanismen
Preisstellung und Ordererteilung:
- Market-Maker-System:
Einige Märkte verwenden Market Maker, die kontinuierlich An- und Verkaufspreise stellen und damit Liquidität sicherstellen (z.B. bei Edelmetallen im OTC-Handel). - Auktionssystem (Börsenhandel):
An Terminbörsen geben Händler Orders mit Preis und Menge auf. Das Handelssystem führt Käufe und Verkäufe nach Preis- und Zeitpriorität zusammen.
Abschluss und Matching:
Im Auktionssystem wird ein Geschäft abgeschlossen, wenn Kauf- und Verkaufsgebote zusammenpassen. Beim Market-Maker-System erfolgt die Abwicklung durch Akzeptanz des gestellten Preises.
Abrechnung und Lieferung
- Abrechnung (Settlement):
Es gibt tägliche und finale Abrechnungen. Börsen berechnen täglich Gewinne und Verluste und transferieren diese zwischen Konten, um Margenanforderungen sicherzustellen. Die finale Abrechnung erfolgt bei Fälligkeit oder Glattstellung eines Vertrags. - Lieferung:
Spotmärkte liefern Rohstoffe direkt nach Vertragsabschluss. Bei Futures schließen Händler meist vor Fälligkeit ihre Positionen, seltener erfolgt eine physische oder Bar-Lieferung.
Preisbildung
- Angebot und Nachfrage:
Langfristig bestimmen Angebot und Nachfrage die Rohstoffpreise. Bei starker Wirtschaft steigt die Nachfrage, bei schwacher Wirtschaft sinkt sie entsprechend. - Produktionskosten:
Produktionskosten bilden eine wichtige Preisuntergrenze. Wenn Preise langfristig unter die Kosten fallen, reduzieren Produzenten ihr Angebot, was wiederum zu Preisstabilität führt. - Markterwartungen:
Erwartungen über zukünftige Entwicklungen (z.B. Rohstoffnachfrage oder politische Ereignisse) beeinflussen ebenfalls die Preise erheblich.
Risikomanagement
- Absicherung (Hedging):
Produzenten, Verbraucher und Händler sichern sich gegen Preisschwankungen mithilfe von Futures ab. So können sie mögliche Verluste im Spotmarkt ausgleichen. - Weitere Instrumente:
Anleger nutzen zusätzliche Finanzinstrumente wie Optionen oder Swaps, um Risiken flexibel zu steuern. So ermöglicht etwa eine gekaufte Option, ein Produkt später zu einem festen Preis zu handeln und somit Verluste zu begrenzen und Chancen zu erhalten.