tradingkey.logo

SPOTANALYSE-Ökonomen zu den Zöllen von US-Präsident Trump

ReutersApr 3, 2025 8:22 AM

- US-Präsident Donald Trump hat als Teil seiner mit Spannung erwarteten Zölle auf Importe eine Quote von 20 Prozent für die Europäische Union bekanntgegeben. In ersten Reaktionen hieß es dazu:

MARCEL FRATZSCHER, DIW-PRÄSIDENT:

"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die EU, endlich gegen den Marktmissbrauch einiger mächtiger US-Digitalkonzerne vorzugehen: mit einer fairen Besteuerung in Europa und die Einhaltung europäischer Regeln – von Datenschutz über ethische Standards bis hin zu Transparenz und Wettbewerb. Das Vorgehen gegen US-Digitalkonzerne wird Europa wirtschaftlich weh tun, da es häufig wenig oder keine Alternativen für deren digitalen Dienstleistungen gibt. Aber es ist deutlich besser für die EU, jetzt diesen notwendigen Schritt zu gehen als noch weitere Zeit zu vergeuden und die Abhängigkeit und den Marktmissbrauch weiter zu vergrößern."

ACHIM WAMBACH, PRÄSIDENT ZENTRUM FÜR EUROPÄISCHE WIRTSCHAFTSFORSCHUNG (ZEW):

"Die ökonomischen Folgen sind gravierend – insbesondere für die Amerikaner. Preise und Inflation werden steigen, eine Rezession wird wahrscheinlicher. Unternehmen halten sich wegen der hohen politischen Unsicherheit mit Investitionen in den USA zurück. Die Volkswirtschaft der USA wird durch diese Zölle geschwächt.

Auch Europa und insbesondere das exportstarke Deutschland sind von diesen Zöllen betroffen. Studien gehen davon aus, dass die Exporte aus Deutschland in die USA um etwa 20 Prozent zurückgehen werden, das Bruttoinlandsprodukt wird um bis zu 0,5 Prozent sinken. Zur Einordnung: Die Exporte in die USA machen ca. zehn Prozent der deutschen Exporte aus, 90 Prozent gehen in andere Länder. Gleichzeitig werden Unternehmen aus Drittstaaten ihre Exporte umlenken und mehr Güter in die EU liefern, was tendenziell zu geringeren Preisen führen wird.

Die EU sollte sich nicht auf einen flächendeckenden Handelskrieg einlassen, sondern gezielte und den Interessen der EU dienende Gegenmaßnahmen ergreifen. Dies kann beinhalten, insbesondere solche Produkte und Dienstleistungen mit Zöllen zu belegen, die leicht substituierbar sind und bei denen die Margen der Unternehmen besonderes hoch sind. Gleichzeitig sollte die EU die geplanten Handelsabkommen etwa mit Indien und Thailand vorantreiben, um sich im Welthandel breiter aufzustellen."

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:

"Das ist ein schlechter Tag für das Exportland Deutschland. Die Zollsätze auf deutsche Exporte in die USA dürften verglichen mit der Zeit vor Trumps zweiter Präsidentschaft durchschnittlich fast um 20 Prozentpunkte steigen. Das wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt über zwei Jahre insgesamt um schätzungsweise ein halbes Prozent senken. Wir erwarten jedoch, dass der Zollanstieg im Rahmen von Nachverhandlungen der EU am Ende niedriger ausfällt. Wegen der sich abzeichnenden Zollerhöhungen hatten wir unsere deutsche Konjunkturprognose für 2025 bereits vor drei Wochen von 0,2 auf 0,0 Prozent gesenkt."

CYRUS DE LA RUBIA, CHEFVOLKSWIRT HAMBURG COMMERCIAL BANK:

"Natürlich werden die Zölle der EU und Deutschland ganz besonders schaden. Umso wichtiger ist es, dass die EU und ihre Mitgliedsländer mit Reformen und einem groß angelegten Konjunkturprogramm, das sich auf die Modernisierung der Infrastruktur und auf Verteidigungsausgaben konzentriert, rasch und beherzt reagieren. Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen wird kurzfristig dem Nachfrageausfall bei den Exporten begegnet. Zum anderen wird die Wettbewerbsfähigkeit der EU sowie das Wachstumspotenzial der EU angehoben, so dass die Resilienz der EU steigt. Es ist durchaus möglich, dass die USA in eine Rezession kommt, ohne dass die EU dieser Entwicklung folgt. Der alte Satz 'wenn die USA husten, dann bekommt die EU eine Grippe' muss keineswegs gelten."

THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:

"Die EU, aber auch China kündigten bereits Gegenmaßnahmen an. Somit ist ein globaler Handelskrieg bereits in vollem Gange. Die Weltwirtschaft könnte schweren Schaden nehmen. Dies betrifft auch die USA selbst. Die Inflationsraten werden steigen, da viele Konsumwaren aufgrund der Einfuhrgebühren im Preis steigen werden. Damit kommt es zu einem schweren Spagat für die US-Notenbank. Einerseits dürften aufgrund der Zölle die Inflationsraten zulegen, andererseits droht die US-Wirtschaft selbst unter der Zolllast empfindlich abzukühlen.

Interessant ist das Verhalten an den Finanzmärkten. Konnte der Dollar zu Jahresbeginn noch von Zollankündigungen profitieren, ist nun das Gegenteil der Fall. Der Greenback gibt nach. An den Finanzmärkten herrscht also US-Skepsis. Donald Trump stellt die Welthandelsordnung der vergangenen Jahrzehnte in Frage, was an den US-Finanzmärkten wenig Anklang findet."

CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:

"Die 1930er Jahre sind zurück."

EIKO SIEVERT, SCOPE RATINGS:

"Wir gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA und ihren Handelspartnern nach der Einführung von Zöllen abschwächen wird. Gleichzeitig werden die Zölle aber auch zu höheren Staatseinnahmen in den USA führen, auch wenn die tatsächlichen Einnahmen deutlich unter der Schätzung der Regierung von rund 600 Milliarden US-Dollar (rund zwei Prozent des BIP) pro Jahr liegen dürften. Sollten die aus den Zöllen resultierenden Staatseinnahmen für die Umsetzung der versprochenen Steuersenkungen verwendet werden, bleibt unklar, wie sich die fiskalische Entwicklung der USA kurzfristig deutlich verbessern kann.

Trotz der sich verschlechternden fiskalischen Aussichten verfügen die USA nach wie vor über wichtige Kreditstärken. Dazu gehören die Position der US-Staatsanleihen als globaler sicherer Vermögenswert ('safe asset'), der Dollar als globale Reservewährung und die tiefen und liquiden Kapitalmärkte, die alle dazu beitragen, die längerfristigen Risiken für die Schuldentragfähigkeit zu mindern - selbst wenn die Staatsverschuldung höher ist als die anderer Staaten.

Das von Präsident Trump erklärte Ziel, die Regulierung zu lockern, könnte kurzfristig das Wachstum in bestimmten Sektoren fördern, jedoch mittel- bis langfristig die Risiken erhöhen. Insbesondere die bevorstehende Deregulierung des Finanzsektors könnte die Risiken im Finanzsystem erhöhen, vor allem zu einer Zeit, in der Kreditnehmer mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert sind."

SALOMON FIEDLER, BERENBERG BANK:

"Zwischen den Zeilen gelesen scheint Donald Trump mit seinen Zöllen zwei Ziele zu verfolgen: Zum einen sind sie Verhandlungsmasse. Für jedes mit Zöllen belegte Land hat die US-Regierung eine Liste mit angeblichen tarifären und nicht-tarifären Handelshemmnissen erstellt. Dies sollte einen Einstiegspunkt in Verhandlungen bilden, um die Zölle wieder etwas zurückzudrehen – wie wir es auch für unsere Prognosen unterstellt haben.

Zum anderen sollen die Zölle Einnahmen für den US-Fiskus generieren. Das Minimum, unter das die Zölle nicht fallen sollen, scheint eine Rate von zehn Prozent zu sein. Während die meisten Länder nur mit Zöllen in Höhe der Hälfte der ihnen von der US-Regierung nachgesagten Handelshemmnisse belegt wurden, bekamen Länder, welche selbst nur angebliche zehn Prozent verlangten, keinen solchen Rabatt."

Haftungsausschluss: Die auf dieser Website bereitgestellten Informationen dienen ausschließlich Bildungs- und Informationszwecken und stellen keine Finanz- oder Anlageberatung dar
tradingkey.logo
tradingkey.logo
Intraday-Daten werden von Refinitiv bereitgestellt und unterliegen den Nutzungsbedingungen. Historische und aktuelle End-of-Day-Daten stammen ebenfalls von Refinitiv. Alle Kursangaben entsprechen der lokalen Börsenzeit. Echtzeit-Kursdaten zu US-Aktien beziehen sich ausschließlich auf über Nasdaq gemeldete Transaktionen. Intraday-Daten sind mindestens 15 Minuten oder gemäß den Vorgaben der jeweiligen Börse verzögert.
* Referenzen, Analysen und Handelsstrategien werden vom Drittanbieter Trading Central bereitgestellt, und der Standpunkt basiert auf der unabhängigen Bewertung und Beurteilung des Analysten, ohne die Anlageziele und die finanzielle Situation der Investoren zu berücksichtigen.
Risikohinweis: Unsere Website und mobile App bieten lediglich allgemeine Informationen zu bestimmten Anlageprodukten. Finsights stellt keine Finanzberatung oder Empfehlung für ein Anlageprodukt bereit, und die Bereitstellung solcher Informationen darf nicht als Finanzberatung durch Finsights ausgelegt werden.
Anlageprodukte unterliegen erheblichen Anlagerisiken, einschließlich des möglichen Verlusts des investierten Kapitals und sind möglicherweise nicht für jeden geeignet. Die vergangene Wertentwicklung von Anlageprodukten ist nicht unbedingt ein Hinweis auf deren zukünftige Wertentwicklung.
Finsights kann Drittanbietern oder Partnern erlauben, Werbung auf unserer Website oder in unserer mobilen App oder in Teilen davon zu platzieren oder bereitzustellen. Finsights kann für diese Anzeigenvergütung erhalten, basierend auf Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen.
© Urheberrecht: FINSIGHTS MEDIA PTE. LTD. Alle Rechte vorbehalten.