Investing.com - Im eskalierenden Handelskonflikt zwischen den USA und China hat Peking am Mittwoch seine angekündigte Reaktion auf die US-Zollpolitik unter US-Präsident Donald Trump umgesetzt. Wie das Büro der Zollkommission des chinesischen Staatsrates mitteilte, steigen die Strafzölle auf US-Importe ab dem 10. April auf 84 Prozent - zuvor lagen sie bei 34 Prozent. Damit zieht China nach der jüngsten US-Zollerhöhung deutlich nach.
Washington hatte am Dienstag seine Sonderzölle auf chinesische Waren auf insgesamt 104 Prozent ausgeweitet. Der republikanische US-Präsident hatte die zuvor geplanten Abgaben kurzfristig noch einmal drastisch angehoben, nachdem China Gegenzölle erhoben hatte.
„Wir erleben hier eine Art Dritten Weltkrieg der Handelskriege“, kommentierte der bekannte Finanzdienst „The Kobeissi Letter“ auf der Plattform X.
Zusätzlich zu den allgemeinen Zollerhöhungen verfügte Trump eine deutliche Ausweitung der Importabgaben auf niedrigpreisige Waren aus China. Artikel mit einem Wert von unter 800 US-Dollar, die bislang zollfrei in die USA eingeführt werden konnten, sollen ab dem 2. Mai mit 90 Prozent belegt werden - ursprünglich war ein Satz von 30 Prozent vorgesehen. Das entsprechende Dekret unterzeichnete Trump am Dienstagabend. Betroffen sind insbesondere chinesische Online-Plattformen wie Temu oder Shein, die in großem Stil günstige Konsumartikel auf den US-Markt bringen.
Noch am Dienstag hatte Trump erklärt, er warte auf einen „Anruf aus Peking“ mit einem Verhandlungsangebot. In einem Beitrag auf seiner Plattform sprach er zugleich von positiven Gesprächen mit dem südkoreanischen Präsidenten Han Duck-soo und betonte die Bereitschaft, mit weiteren Ländern Handelsabkommen zu schließen. Auch US-Finanzminister Bessent zeigte sich auf CNBC offen für neue Verhandlungen, sofern „solide Vorschläge“ auf den Tisch kämen.
Die verschärfte Rhetorik und die beiderseitigen Strafmaßnahmen haben die Märkte am Mittwochmorgen deutlich unter Druck gesetzt. Die Futures auf den US-Leitindex Dow Jones fielen um rund 700 Punkte oder gut 1,5 Prozent. Der S&P 500 verlor 1,4 Prozent, die Nasdaq-Futures gaben ein Prozent nach.
Seit der ersten Gegenzoll-Ankündigung durch China hat der S&P 500 in nur vier Handelstagen mehr als zwölf Prozent eingebüßt - der stärkste Einbruch seit März 2020, als die Corona-Pandemie weltweit zu Lockdowns führte. Besonders auffällig: Zum vierten Mal in Folge lag die Handelsspanne des Index bei über fünf Prozent - ein weiteres Zeichen für die Nervosität der Anleger.
Der Volatilitätsindex VIX, auch als "Angstbarometer" bekannt, stieg um mehr als drei Punkte auf 56,68 - ein Niveau, das zuletzt nur während der Covid-Krise und der globalen Finanzkrise erreicht wurde. Auch der Kreditmarkt geriet unter Druck: Die Risikoprämien auf US-Unternehmensanleihen im High Yield Bereich weiteten sich auf über 450 Basispunkte aus - der höchste Stand seit Juni 2023.
Parallel brachen auch die Ölpreise weiter ein: Brent-Öl verlor 5,7 Prozent auf 59,18 US-Dollar je Barrel.
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