Investing.com - Die seit heute um Mitternacht in Kraft getretenen gegenseitigen Handelszölle von US-Präsident Donald Trump markieren eine neue Eskalationsstufe im sich zuspitzenden Handelskonflikt zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt.
Vor allem China gerät stark unter Druck: Für chinesische Waren, die in die USA importiert werden, gelten nun Zölle in Höhe von 104 %. Trump setzte damit seine Ankündigung um, die Zölle um weitere 50 % zu erhöhen, falls Peking Gegenmaßnahmen ergreifen sollte – was nun offenbar geschehen ist.
Aber auch andere große Volkswirtschaften bleiben von den Strafzöllen nicht verschont: Auf Waren aus der Europäischen Union wird ein Aufschlag von 20 % erhoben, japanische Exporte werden mit 24 % belegt, aus Vietnam sind es sogar 46 %. Südkoreanische Waren unterliegen nun einem Zollsatz von 25 %, und für Importe aus Taiwan beträgt der neue Satz 32 %.
Trump zielt mit seinen Zöllen vor allem auf Länder ab, die hohe Handelsüberschüsse gegenüber den USA aufweisen. Er wirft diesen Ländern vor, unfaire Handelspraktiken zu betreiben, und begründet seine Maßnahmen damit, eine gegen die USA gerichtete Handelsagenda korrigieren zu wollen. Bereits seit letzter Woche gilt außerdem ein pauschaler Basiszoll von 10 % auf sämtliche Importe in die Vereinigten Staaten.
Für Aufsehen sorgte Trump in der vergangenen Woche mit einer viel beachteten Ansprache im Rosengarten des Weißen Hauses. Die dort angekündigten Zölle fielen deutlich höher aus, als es die Märkte erwartet hatten – was umgehend für starke Turbulenzen an den Börsen sorgte. Besonders brisant: Der nun geltende Aufschlag von 104 % gegenüber China liegt weit über den im Wahlkampf angekündigten 60 %.
Zusätzlich verhängte Trump einen Zoll von 25 % auf alle Autoimporte in die USA. Ob diese Maßnahme zusätzlich zu den bestehenden Gegenzöllen gilt, war zunächst unklar.
Bei einem Abendessen des Nationalen Republikanischen Kongresskomitees am Dienstag kündigte Trump an, „sehr bald“ auch einen „großen Zoll“ auf Pharmaimporte einführen zu wollen. Er warf anderen großen Volkswirtschaften vor, die USA mit ihren Handelsüberschüssen auszunutzen, und kündigte an, nun sei es an der Zeit, „die Schuldigen zu bestrafen“.
Trump behauptete außerdem, dass seine Zölle den USA bereits Einnahmen in Höhe von rund 2 Milliarden Dollar pro Tag einbrächten. Gleichzeitig wies er Vorwürfe zurück, die Maßnahmen kämen in Wahrheit einer Steuer für US-Verbraucher gleich. Dabei dürften die Zölle letztlich von den importierenden Unternehmen getragen und an die Konsumenten weitergegeben werden.
Die Sorge vor genau diesem Effekt hat die Unsicherheit rund um die US-Konjunktur deutlich erhöht. An den Märkten wächst nun die Erwartung, dass es noch in diesem Jahr zu einer Rezession kommen könnte. Entsprechend steigt auch der Druck auf die US-Notenbank Fed, die Zinsen früher und deutlicher zu senken, als ursprünglich geplant – um die wirtschaftlichen Folgen der Trump‘schen Handelspolitik abzufedern.
Trumps Regierung erklärte, dass inzwischen mehr als 50 Länder Gespräche mit den USA aufgenommen hätten. Gleichzeitig kündigten mehrere Staaten – allen voran China – Gegenmaßnahmen an, um auf die US-Zölle zu reagieren.