Frankfurt/London, 08. Apr (Reuters) - Europäische Pharmaunternehmen haben die Europäische Kommission vor den Folgen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gewarnt. Diese könnten den Trend verstärken, dass sich die Branche zunehmend von Europa abwendet und in die USA verlagert, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf ein Treffen von Branchenvertretern mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Der europäische Pharmaverband EFPIA forderte von der Leyen dazu auf, "schnell und entschieden zu handeln", um das "Exodus-Risiko" der Industrie in Richtung USA abzuwenden. Der EFPIA wollte sich dazu nicht äußern.
Bereits am Montag hatte von der Leyen Vertreter der Schwerindustrie getroffen, um über mögliche Gegenmaßnahmen zu beraten. US-Präsident Trump hatte vergangene Woche hohe Zölle auf Einfuhren aus fast allen Ländern angekündigt. So soll für fast alle Waren aus der Europäischen Union ein Zoll von 20 Prozent fällig werden. Für Stahl, Aluminium und Autos sind es sogar 25 Prozent.
Arzneimittel sind zwar vorläufig noch von den neuen US-Zöllen ausgenommen. Doch das könnte sich ändern: Ein US-Regierungsvertreter hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass Trump weitere Zölle auf Halbleiter, Pharmazeutika und möglicherweise wichtige Mineralien plant. Die Pharmaindustrie bangt daher weiter und warnt vor den Folgen von Zöllen auf Arzneimittel für die Patientenversorgung und den Wirtschaftsstandort.
"Wir begrüßen es, dass die Europäische Kommission den Austausch mit der Industrie und damit auch mit der Pharma-Branche sucht. Die Stärkung des Industriestandorts Europa muss das gemeinsame Ziel sein", forderte der Präsident des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen vfa, Han Steutel. Dafür bräuchten Unternehmen verlässliche Rahmenbedingungen und einen Abbau von Handelsbeschränkungen. "Deshalb ist die Initiative der Europäischen Kommission hin zu einer Null-Zoll-Politik richtig. Von ihr würden sowohl die USA als auch Europa stark profitieren."