Investing.com - Die Sorgen vor einem weltweiten Handelskonflikt nehmen weiter zu - und mit ihnen der Druck auf die Märkte. Nach Einschätzung der US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS) könnte es für Investoren noch ungemütlicher werden. Denn die wachsenden Belastungen durch Zölle träfen zunehmend nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Verbraucher.
„Die effektive US-Zollrate ist seit Jahresbeginn von drei auf inzwischen 22 Prozent hochgeschnellt“, schrieben die Analysten in einer Studie. Besonders drastisch sei der Anstieg bei Importen aus China - hier nähere sich die Belastung bereits der Marke von 60 Prozent.
Zwar seien erste Auswirkungen auf die Märkte wohl schon eingepreist. Doch die sogenannten Zweitrundeneffekte könnten erst noch folgen. Gemeint sind Einbußen beim Vertrauen von Konsumenten und Unternehmen - mit potenziellen Folgen für das Wachstum. Morgan Stanley hält daher sogar einen nachhaltigen Rücksetzer des S&P 500 unter die Marke von 5000 Punkten für denkbar.
Besonders kritisch sehen die Analysten die Lage bei zyklischen Branchen wie dem Einzelhandel oder Konsumgütersektor. Dort sei es oft schwierig, gestiegene Kosten direkt an die Kunden weiterzugeben. Druck auf die Margen und eine Schwächung der Gewinnentwicklung wären die logische Folge.
Hinzu kommt: Unternehmen könnten angesichts der Unsicherheiten bei Neueinstellungen und Investitionen vorsichtiger agieren. Das wiederum würde auf die Einkommen der Haushalte und den Konsum durchschlagen - ein Risiko für das gesamte US-Wachstum.
Insgesamt bleibt Morgan Stanley daher vorsichtig gestimmt. Anstelle von Aktien sehen die Experten derzeit Anleihen als die bessere Wahl. „Das Anlageumfeld bleibt herausfordernd“, heißt es weiter. Defensive Strategien und eine breite Streuung über Anlageklassen hinweg seien ratsam.
Auch an der Zinsfront könnten sich die Erwartungen verschieben. Wegen des inflationssteigernden Effekts der Zölle rechnet Morgan Stanley nicht mehr mit einer Zinssenkung durch die Fed im Juni - diese wurde aus den Prognosen gestrichen.
Am Devisenmarkt dürfte der japanische Yen als sicherer Hafen profitieren. Für konjunktursensitive Rohstoffe wie Öl sehen die Experten dagegen weiteres Abwärtspotenzial.
Zwar könnten Verhandlungen mit China für etwas Entspannung sorgen. Doch selbst im Erfolgsfall dürfte das neue Zollniveau höher bleiben als bislang gedacht - ein echter Befreiungsschlag ist also nicht in Sicht.
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