Investing.com - Eine unerwartet düstere Prognose von JPMorgan (NYSE:JPM) hat am Freitag für Aufsehen gesorgt. Der Chefvolkswirt der US-Großbank, Michael Feroli, kappte die Wachstumserwartung für die US-Wirtschaft deutlich – und das nicht zu knapp: Statt einem moderaten Plus von 1,3 Prozent rechnet die Bank nun mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent im laufenden Jahr.
Hintergrund sind neue Strafzölle, die die Trump-Regierung angekündigt hat. Diese könnten laut Feroli nicht nur das Wachstum bremsen, sondern auch die Inflation weiter anheizen. Entsprechend hob JPMorgan auch seine Prognose für die Kerninflation deutlich an – von zuvor drei auf jetzt 4,4 Prozent.
Trotz höherer Preise bleibt die Hoffnung auf eine geldpolitische Lockerung. JPMorgan geht davon aus, dass die US-Notenbank bereits im Juni mit Zinssenkungen beginnt – und dann bei jeder Sitzung bis Januar nachlegt. Der Leitzins könnte demnach von aktuell 4,5 Prozent auf 3,0 Prozent sinken. Allerdings sieht die Bank das größere Risiko eher in einem späteren als in einem früheren Start.
Besonders deutlich dürfte sich der Effekt der neuen Zölle im Geldbeutel der Verbraucher zeigen: Höhere Preise bei gleichzeitig stagnierenden Einkommen könnten die Kauflaune dämpfen – womöglich stärker als nach der Pandemie. Damals hatten viele Haushalte noch von kräftigen Lohnzuwächsen profitiert, diese fielen zuletzt aber deutlich moderater aus.
Hinzu kommt laut Feroli eine gewisse Zurückhaltung bei den privaten Ersparnissen. Viele US-Bürger dürften angesichts der unsicheren Lage zögern, ihre Rücklagen anzutasten, um Konsumgewohnheiten aufrechtzuerhalten.
Auch auf der Exportseite erwartet JPMorgan Gegenwind. Retorsionszölle – insbesondere aus China – könnten die US-Ausfuhren belasten, so Feroli weiter. Die Bank rechnet mit einer besonders schwachen Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte: Sowohl im dritten als auch im vierten Quartal wird mit einer Schrumpfung gerechnet. Das liege auch an gegenläufigen Effekten aus dem ersten Quartal, etwa bei Importen und Lageraufbau.
Die Kombination aus schwachem Wachstum und hoher Inflation – ökonomisch als „Stagflation“ gefürchtet – dürfte auch für die US-Notenbank zur Herausforderung werden. Laut Feroli könnte am Ende aber die Entwicklung am Arbeitsmarkt den Ausschlag geben. Sollten die Löhne spürbar langsamer steigen, hätte die Fed wohl mehr Spielraum, um sich stärker auf die Wachstumsrisiken zu konzentrieren – ohne gleich neue Inflationssorgen befeuern zu müssen.