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Video weckt massive Zweifel an Darstellung Israels zu 15 getöteten Sanitätern

ReutersApr 5, 2025 6:26 PM

- Ein bislang unbekanntes Video im Zusammenhang mit der Tötung von 15 palästinensischen Rettungskräften im Gazastreifen durch israelische Soldaten weckt große Zweifel an der israelischen Darstellung des Vorfalls. Der Rote Halbmond - vergleichbar mit dem Roten Kreuz - veröffentlichte am Samstag Filmmaterial, das sich den Angaben zufolge auf dem Mobiltelefon eines Sanitäters befand, der bei dem Vorfall getötet wurde, der sich bereits am 23. März ereignete. Seine Leiche war Tage später gemeinsam mit 14 weiteren Getöteten in einem Massengrab gefunden worden.

Das Video wurde aus dem Inneren eines Fahrzeugs aufgenommen. Es zeigt einen deutlich gekennzeichneten Konvoi von Krankenwagen und einem Feuerwehrauto, der mit eingeschalteten Scheinwerfern und blinkendem Rotlicht auf dem Dach - ähnlich wie Blaulicht - in der Dämmerung auf einer breiten Straße fährt. Die Fahrzeuge kommen dann auf eine Art Lieferwagen zu, der offenbar von der Straße abgekommen war, und halten an. Eine Person in reflektierender Rettungskleidung und zwei andere steigen aus und gehen auf das Fahrzeug zu. Unmittelbar darauf sind auf dem Video Schusssalven zu hören, die über mindestens 20 Sekunden andauern. Der BBC zufolge sollen sie mehrere Minuten angedauert haben. Das Bildmaterial selbst ist stark verwackelt. Reuters konnte verifizieren, dass das Video nahe des Gebiets Tal al-Sultan westlich der Stadt Rafah im Gazastreifen aufgenommen wurde.

Das israelische Militär hatte bislang erklärt, der Vorfall habe sich ereignet, als sich nicht gekennzeichnete Fahrzeuge im Dunkeln ohne Beleuchtung oder besondere Markierungen und ohne vorherige Koordinierung einer israelischen Stellung genähert hätten. Das habe die Fahrzeuge verdächtig erscheinen lassen und Soldaten hätten das Feuer eröffnet. Dabei seien mehrere Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad getötet worden, die in Fahrzeugen mit den Zeichen des Palästinensischen Roten Halbmonds unterwegs gewesen seien.

Auf Anfrage nach einer Stellungnahme zum jetzt aufgetauchten Video erklärte das israelische Militär, das Ereignis vom 23. März 2025 werde gründlich untersucht. "Alle Behauptungen, einschließlich der Dokumentation, die über den Vorfall kursiert, werden gründlich und eingehend untersucht, um den Ablauf der Ereignisse und den Umgang mit der Situation zu verstehen", hieß es. Seit Beginn des Gazakriegs im Oktober 2023 ist es zu zahlreichen Vorfällen gekommen, in denen Israel massive Übergriffe vorgeworfen wurden. Das Militär hatte anschließend häufig mitgeteilt, die Vorfälle würden untersucht.

Nach Tagen der Ungewissheit über den Verbleib der Sanitäter hatten Mitarbeiter des Roten Halbmonds und der Vereinten Nationen dann 15 Leichen in einem Massengrab im südlichen Gazastreifen gefunden. Demnach handelte es sich um Rettungs- und Hilfskräfte. Israels Streitkräfte wurden beschuldigt, die Männer getötet zu haben. Der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hatte am Donnerstag gesagt, der Vorfall verstärke Sorgen, das israelische Militär begehe Kriegsverbrechen. Die UN haben sich wiederholt kritisch zu Einsätzen Israels geäußert. Die USA als wichtiger Verbündeter Israels halten sich indes unter ihrem Präsidenten Donald Trump mit öffentlicher Kritik eher zurück.

Der Krieg hatte am 7. Oktober begonnen, als Kämpfer der radikalen Palästinenser-Organisation Hamas aus dem Gazastreifen heraus israelisches Gebiet überfielen. Dabei wurden Israel zufolge etwa 1200 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt - wo sie teils noch heute gefangen gehalten werden. Israel reagierte mit massiven Angriffen in dem engen Küstenstreifen, in dem rund 2,3 Millionen Menschen lebten. Nach palästinensischen Angaben wurden dabei bislang mehr als 50.000 Palästinenser getötet und mehr als 113.000 verletzt.

Der palästinensische Sanitäter Munther Abed, der bei dem Vorfall im März nach eigenen Angaben dabei war und dem Roten Halbmond zufolge der einzige Überlebende ist, sagte, er und seine Kollegen hätten im Morgengrauen nach einem Luftangriff im Gebiet Al-Hashasheen in Rafah einen Notruf erhalten, um Verwundeten zu helfen. "Wir sind sofort losgefahren, ich und zwei weitere Kollegen. Als wir dort ankamen, gerieten wir unter Beschuss, und sie (israelische Soldaten) hielten uns fest", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Als er in der Nähe der Soldaten gestanden habe, habe er andere Einsatzfahrzeuge gesehen, die sich der Position der Soldaten näherten. "Ich konnte das Fahrzeug des zivilen Rettungsdienstes sehen. Die Soldaten begannen, auf die Fahrzeuge zu schießen, sie feuerten heftig", sagte Abed. "Es war dunkel und ich konnte nicht sehen, was mit den Menschen dort geschah, aber sie (die Soldaten) feuerten heftig. Sie forderten mich auf, mich zu ducken, und sie feuerten heftig."

Erst nach Tagesanbruch habe er sich ein klareres Bild machen können: "Ich sah die Fahrzeuge des Zivilen Notstands und des Roten Halbmonds, die Türen aller Fahrzeuge waren offen und es war Blut an den Fahrzeugen." Er habe gesehen, wie ein Bulldozer Gruben aushob, bevor er die Fahrzeugwracks zusammengepresst und vergraben habe. Er selbst sei etwa 15 Stunden lang festgehalten worden. Dabei sei er verhört und geschlagen worden. Er habe dabei auch einen Mitarbeiter der Hilfsorganisation gesehen, der noch vermisst werde.

"Sie fragten mich, wo ich am 7. Oktober gewesen sei, sie sagten, dass Palästinenser Terroristen seien und dass wir alle Terroristen seien", sagte Abed. Sie hätten auch persönliche Fragen über ihn und seine Familie gestellt. Schließlich sei er freigelassen worden. Ein Sprecher des Palästinensischen Roten Halbmonds sagte, er könne bestätigen, dass Abed an dem Tag als Freiwilliger für die Organisation tätig gewesen sei und sich in Rafah befunden habe.

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