Berlin, 04. Apr (Reuters) - Der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert. Auf alle US-Waren werde nun ebenfalls ein zusätzlicher Zoll von 34 Prozent fällig, kündigte das chinesische Finanzministerium am Freitag in Peking an. Dieser soll ab dem 10. April gelten. Erst am Mittwoch hatte US-Präsident Donald Trump zusätzliche US-Zölle von 34 Prozent auf chinesische Waren angekündigt. Die Finanzmärkte reagierten mit Kursverlusten auf diese Eskalation im Handelskrieg.
Ökonomen sagten dazu in ersten Reaktionen:
BASTIAN HEPPERLE, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE PRIVATBANK:
"Auf den Zollhammer folgt nun die Gegenreaktion Chinas. Der Zollstreit schaukelt sich weiter hoch und ein rasches Ende ist nicht in Sicht. Es wird ruppig bleiben, da bei den von den USA auch in den Strafzoll eingerechneten nicht-tarifären Hemmnissen rasche Zugeständnisse kaum möglich sind. Das trifft Chinas Wirtschaft in einer ungünstigen Situation. Zu der bereits schwachen Inlandskonjunktur kommt nun schwere Kost vom Exportsektor hinzu. Weitere Stimulierungsmaßnahmen werden kaum ausreichen, um das Fünf-Prozent-Wachstumsziel noch zu erreichen."
CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:
"Da ist ein deutliches Zeichen, dass wir mittendrin sind in der Eskalationsspirale. China sieht keine Chancen auf eine 'friedliche' Einigung im Handelsstreit. Damit nimmt die Gefahr zu, dass andere Länder, auch die EU, diesem Beispiel folgen werden und die Eskalation weitergeht. Für die deutsche Wirtschaft bedeutet das, dass der Inflationsdruck zunehmen wird, weil sich weltweit Preise erhöhen werden. Die Exportwirtschaft wird hiervon nicht profitieren, da die Amerikaner ganz andere Produkte nach China exportieren als die Deutschen."
JÖRG KRÄMER, CHEFVOLKSWIRT COMMERZBANK:
"Bisher hatte China defensiv auf zurückliegende US-Zollerhöhungen reagiert. Mit dem heutigen Gegenschlag Chinas ist es damit vorbei. Der Handelskrieg zwischen den USA und China ist in vollem Gange. Nachverhandlungen dürften nur einen kleinen Teil der Zollerhöhungen rückgängig machen. Der Handel zwischen den USA und China wird einbrechen. Viele chinesische Unternehmen dürften versuchen, einen Teil der Güter, die sie nicht mehr in den USA absetzen können, in Europa zu verkaufen. Dieses zusätzliche Angebot könnte die Inflation hierzulande etwas drücken, bis die EU sich gegen die chinesische Konkurrenz zu wehren beginnt. Handelskriege kennen nur Verlierer."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFÖKONOM HAMBURG COMMERCIAL BANK:
"Die Annahme, dass alle Länder vor Ehrfurcht erstarren und auf Gegenmaßnahmen verzichten, war immer schon unrealistisch. Man darf gespannt sein, wie die USA auf diese Antwort Chinas reagiert. Mit dem Entzug von Sicherheitsgarantien können die USA hier keinen Druck aufbauen. Eine Alternative wäre, den Schutz für Taiwan zu erhöhen. Wie glaubwürdig wäre jedoch eine derartige Ankündigung angesichts der Politik, mit der nicht der Eindruck vermittelt wird, dass ein ernsthaftes Interesse an neuen militärischen Konflikten besteht. Ein Hochschaukeln des Handelskrieges ist ein signifikantes Risiko für die Weltwirtschaft. Dieses Risiko ist angesichts der Tatsache, dass die beiden wichtigsten Handelsmächte sich mit Zöllen überziehen, nunmehr noch weiter gestiegen."
THOMAS GITZEL, CHEFÖKONOM VP BANK:
"Der globale Handelskrieg läuft sich warm. China reagiert ebenfalls drastisch und verhängt Zölle von 34 Prozent auf US-Waren. Vermutlich wird es auch seitens der EU zu Kontermaßnahmen kommen, so dass dann alle bedeutenden Wirtschaftsräume in einen Zollkrieg involviert sind. Die Weltwirtschaft wird dadurch erheblichen Schaden nehmen. Eine globale Rezession ist nicht mehr auszuschließen."
ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:
"Schon in US-Präsident Donald Trumps erster Amtszeit zeigte die Volksrepublik, dass sie auf US-Zölle nach dem Motto 'Aug um Aug, Zahn um Zahn' antwortet. Die Europäer werden jetzt genau hinschauen, wie die USA auf die chinesische Vergeltungsmaßnahme reagieren, denn die europäische Antwort auf die US-Zölle steht noch aus."